GELD – WURZEL ALLEN ÜBELS?

“Atlas Shrugged”*) ist eines der meist-verkauften Bücher aller Zeiten. Aus dem 1957er Werk der Philosophin Ayn Rand stammt der berühmte Schlüsseldialog über die Bedeutung von Geld. Darin antwortet eine der Hauptfiguren, der erfolgreiche Unternehmer Francisco d’Anconia auf eine Bemerkung, die sich auf ihn bezog: “…Geld ist die Wurzel alles Bösen – und er, d’Anconia, ist das typische Produkt des Geldes”.

Hier ist die Antwort des Magnaten:

Haben Sie sich je gefragt, was ist die Wurzel des Geldes? Geld ist ein Instrument des Tausches welches nicht existieren kann, ohne die Produktion von Gütern und den Menschen die fähig sind diese herzustellen. Geld ist die materielle Manifestation des Prinzips, dass Menschen die miteinander umgehen wollen, dies auf der Basis des Handels bewerkstelligen müssen, mit Wert und Gegenwert. Geld ist weder ein Mittel des Schnorrers der sich durch Tränen bereichert, noch des Plünderers, der Werte durch Gewalt erbeutet. Geld wird erst ermöglicht durch Menschen die produzieren.
Ist es das was Sie Übel nennen?

Wenn Sie Geld als Belohnung akzeptieren für Ihre Mühen, dann tun Sie das mit der Überzeugung, dass es für die Produkte aus den Mühen anderer getauscht werden kann. Es sind nicht die Schmarotzer oder Plünderer, die dem Geld seinen Wert geben; kein Ansatz von Mitleid oder sämtliche Waffen der Welt vermag es, dieses Papier in Ihrer Brieftasche in Brot zu verwandeln, das Sie zum Leben benötigen. Diese Stücke Papier und Metall, welche eigentlich Gold sein sollten, sind ein Zeichen der Ehre – ihr Anspruch auf die Dienste derjenigen, die ebenfalls produzieren. Ihre Geldbörse repräsentiert Ihre Erwartung, dass es irgendwo um Sie herum Menschen gibt, die sich nicht dem moralischen Prinzip des Geldes entziehen.
Ist es das, was Sie als Böse bezeichnen?

Haben Sie jemals über den Ursprung der Produktion nachgedacht? Betrachten Sie einen Elektromotor und reden Sie sich ein, dass ihn ein muskulöser, gedankenloser Möbelpacker erschaffen hat; versuchen Sie einen Weizensamen wachsen zu lassen, ohne das Wissen der Ahnen, denen es zuerst gelang. Versuchen Sie sich Ihre Nahrung durch nichts als physische Bewegung zu beschaffen – und Sie verstehen sofort, dass es der menschliche Geist ist, der in den Wurzeln aller Güter steckt und in allem Reichtum der je auf der Welt existiert.
Aber Sie sagen, dass Geld durch die Starken gemacht wird, auf Kosten der Schwachen – welche Stärke meinen Sie? Es ist nicht die Stärke von Muskeln oder Waffen. Wohlstand ist das Resultat menschlicher Fähigkeit zu denken. Entsteht Geld durch den Erfinder einer Maschine etwa auf Kosten derer die sie nicht erfunden haben? Entsteht Geld durch den Intelligenten auf Kosten des Dummkopfs? Durch den Fähigen auf Kosten des Versagers? Durch den Ehrgeizigen auf Kosten des Faulen? Geld muss verdient werden, bevor es erbettelt oder umverteilt werden kann, durch die Anstrengungen eines jeden ehrlichen Menschen bis zu den Grenzen seiner Leistung. Der ehrliche Mensch weiß, dass er nicht mehr verbrauchen kann als er geschaffen hat.
Geld beruht auf dem Axiom, dass jedes Individuum der Eigentümer seines eigenen Geistes und seiner eigenen Produktivität ist. Geld verbietet den Einfluss jeglicher Macht auf den Wert Ihrer Dienste; außer dem der freiwilligen Entscheidung eines anderen, der willens ist seine Dienste mit Ihnen zu handeln. Geld ist die Voraussetzung dafür, dass die gegenseitige Bindung zwischen Menschen nicht der Austausch von Leid ist, sondern der Tausch von Gütern. Geld verlangt nicht den Verkauf Ihrer Schwächen an die Dummheit, sondern Ihre Talente an die Vernunft. Wenn Menschen durch den Handel leben – mit der Vernunft und nicht der Gewalt als letzter Arbiter – gewinnt das beste Produkt, die beste Leistung, die Person mit dem besten Urteil und größten Fähigkeiten. Der Grad Ihrer Produktivität ist der Grad Ihrer Belohnung. Dies ist der Kodex menschlicher Existenz und sein Werkzeug und Symbol.
Ist es das, was Sie Übel nennen?

Geld ist die Geißel der Männer die versuchen, das Gesetz der Kausalität umzukehren; der Männer, die den Geist ersetzen wollen, durch Beschlagnahmung der Produkte geistigen Schaffens. Derjenige, der versucht seinen überlegenen Mitstreiter zu kaufen damit der ihm dient, ersetzt sein Urteil mit Geld und wird am Ende das Opfer seines Untergebenen. Intelligente werden ihn meiden, aber die Betrüger und Blender werden sich um ihn schaaren, angezogen durch ein Gesetz welches er erst noch erkennen muss: “Kein Mensch vermag geringer zu sein als sein Vermögen”.
Ist es das, was Sie Übel nennen?

Beneiden Sie keinen unwürdigen Erben. Nur derjenige der den Reichtum nicht braucht, ist fähig damit umzugehen. Denken Sie nicht, dass der Besitz unter Ihnen verteilt werden sollte; die Welt mit mehreren Parasiten zu belasten anstatt nur einem, bringt nicht die vergangene Tugend zurück aus welcher dieses Vermögen einst entstand. Geld ist eine lebendige Kraft, die ohne ihre Wurzeln stirbt. Es kann nicht dem Geiste dienen, der ihm nicht ebenbürtig ist.
Ist es das, was Sie Übel nennen?

Geld ist immer nur Effekt und verweigert sich, den Mensch als Ursache zu ersetzen. Es ist das Produkt von Tugend, nicht die Quelle und kann Ihre Laster nicht einlösen. Geld gibt Ihnen nicht das Unverdiente, weder in Güter noch im Geiste.
Ist es das, was Sie Übel nennen?

Oder sagten Sie, es ist die Liebe zum Geld, das die Wurzel des Bösen ist? Es sind die Menschen, die ihre Seele für einen Cent verkaufen würden, die am lautesten ihren Hass auf das Geld bezeugen – und mit gutem Grund. Diejenigen die Geld lieben, sind willens dafür zu arbeiten, sie vertrauen ihrer Fähigkeit es zu verdienen. Rennen Sie um Ihr Leben vor jedem der sagt, dass Geld böse ist. Dieser Spruch ist die Pest-Glocke der Plünderer.
Der einzige Ersatz für Geld im Handel ist die Mündung einer Waffe. Geld ist ein Barometer für die Tugend einer Gesellschaft: Wenn Geschäfte nicht durch Einvernehmen getätigt werden, sondern durch Zwang; wenn für die Produktion eine Genehmigung erforderlich ist, von Personen die selbst nichts produzieren; wenn Geld fließt zu Personen die nicht in Güter handeln, sondern in Gefälligkeiten; wenn Leute reich werden durch Abstimmungen, Korruption und Reden, dann ist die Gesellschaft am untergehen.
Wann immer Vernichter einer Gemeinschaft erscheinen, beginnen diese mit der Vernichtung des Geldes, weil Geld als Schutz der Bürger dient und als Basis ihrer moralischen Existenz. Die Zerstörung des Geldes liefert die Menschen aus an die willkürliche Macht der Herrn willkürlicher Werte.
Wenn Sie das Böse als das Mittel des Überlebens akzeptiert haben, erwarten Sie nicht, dass der Mensch gut bleibt. Erwarten Sie nicht, dass Menschen produzieren, wenn Produktivität bestraft wird und die Plünderei belohnt. Also fragen Sie nicht, wer die Welt zerstört! Sie stehen in der Mitte der größten Errungenschaften der größten industrialisierten Zivilisation und wundern sich, warum es um Sie herum zerfällt. Weil Sie ihr Lebensblut verdammen: Das Geld.
Im Verlauf der Geschichte wurde Geld stets beschlagnahmt durch Plünderer der einen oder anderen Art, deren Bezeichnung wechselt, aber deren Methoden die gleichen sind: Vermögen durch Gewalt zu erobern und die Produzenten zu fesseln, verleumden, verunglimpfen und ihrer Ehre zu entledigen. Menschen dachten schon seit immer über Geld als einen statischen Reichtum, welchen es galt zu rauben, erbetteln, ererben, verteilen oder durch Gunst zu erwerben. Amerikaner verstanden es als Erste, dass Vermögen erst erschaffen werden muss. Heute, wurde das Credo der Enteigner zu einem Zeichen von Scham, Wohlstand zur Schuld, die größten Unternehmer und Erfinder zu Schurken und die prächtigen Manufakturen zu Tempeln sozialer Politik. Die Lumpen mit albernem Grinsen, die keinen Unterschied zwischen der Macht des Geldes und der Macht der Peitsche erkennen, sollten sie bald auf ihrer eigenen Haut spüren – bald.
Bis Sie Geld als Wurzel des Guten verstehen verlangen Sie nach Ihrer Vernichtung. Wenn Geld aufhört als Instrument zu dienen, durch das die Menschen miteinander handeln, dann wird der Mensch zum Instrument des Menschen. Blut, Peitsche, Waffen oder Dollars, es ist Ihre Wahl – eine andere gibt es nicht.

*) Die deutschen Titel sind „Atlas wirft die Welt ab“  und „Der Streik“. Das Werk wurde in einer Trilogie in den USA verfilmed (2011, 2012 und 2014). Rands Titel wurden 25 Millionen mal verkauft.

15 Gedanken zu „GELD – WURZEL ALLEN ÜBELS?

    • Hallo! Und ich habe dabei an SIe gedacht. Es ist kaum fassbar, dass sich nicht alle gegen dieses brutale Vorhaben wehren. Aber Phase I. (Einführung des Euro) war ja erfolgreich.

      • Hier in D haben sich gerade mal ein paar Hundert Hanseln für einen Markt der Gelder ausgesprochen. Aber wir haben ja unsere Zentralbanken und damit wird ganze besimmt alles gut ™ – oder?

      • Das Obrigkeitsvertrauen der D. ist verblüffend. Eine Nation von Drohnen. In S.E. Asia ist sogar der H.K. Dollar oder Thai Baht beliebter (und stabiler).

  1. Ich habe das Werk von Ayn Rand zweimal und mitnichten zum letzten Mal gelesen. Immer wieder beeindruckend diese Rede!

    Schön, dass sie auch auf diesem blog ins Netz gestellt wurde.
    Danke!

      • Ja, mir ist auch aufgefallen, dass sie und ihre Werke im deutschsprachigen Raum nahezu unbekannt sind.
        Und dabei hat sie in ihren Werken so eklatant wichtige Zusammenhänge und Grundannahmen aufgezeigt, die es wert und nötig sind, sie in unseren Schulen thematisieren zu lassen.

        Beste Grüße.

      • Ich widerspreche in zwei Weisen. Das Werk Atlas shrugged kann man nicht hoch genug bewerten. Die anderen Sachen sind nicht so gelungen. Wenn es jemanden gibt der in Deutschland völlig unterbewertet ist, dann ist das von Mises. Dazu braucht es „nur“ zwei Bücher
        1) Human Action oder Nationalökonomie
        2) Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel.

        In den letzten Werken finde ich, scheut von von Mises vor Konsequenzen der eigenen Weitsicht zurück. Das kommt dann ein andere Unterbewerteter zu Word Rothbard. Man, Economy and State dürfte noch seltener gelesen werden als Atlas Shrugged.

        Ich werfe noch einen Unterbewerteten in die Runde. Das ist Robert A. Heinlein mit den Werken „The moon is a harsh mistress“. Sogar der Autor von diesem Game of Throne hat ein Werk geschrieben was heraussticht. „Tuf Voyaging“….

        Ich könnte wahscheinlich noch ein paar wenig Beachtete posten aber ich pauschalisiere mal so: Das was Liberale und Libertäre geschrieben haben, wurde/wird komplett in Deutschland völlig unterbewertet. Die ganze Politik scheint nur darauf abzuzielen alle wirtschaftlichen Grundsätze zu verwerfen. Mit fatalsten Folgen….

      • Ja, es wäre schön, wenn wir einen „Raubtierkapitalismus“ hätten: Raubtiere fressen nie mehr als sie zum Überleben brauchen und sie schlagen nicht andere Tiere aus Hass, Neid oder Gier. Raubtiere verteilen in ihrem Revier auch nicht um 🙂
        In Bezug auf Mises stimme ich zu. Als Rands Herzstück finde ich „The Virtue of Selfishness“. Man kann Wirtschaft nur im „heute“ diskutieren; aber ohne die Axiome der Vernunft (wie Rand sie beschrieb) werden auch die ökonomischen Mechanismen – wie sie eine freie und faire Gesellschaft fordert – nie verstanden werden. Ein Hindernis ist der Fehler, den Kapitalismus als Staatsform und Ideologie zu sehen, ähnlich dem Sozialismus. So werden dem Kapitalismus die politischen Fehler angelastet.

      • Hallo FDominicus,
        mir ist gerade ein Kommentar von Ihnen im Spam-Ordner aufgefallen. Habe sofort freigeschaltet, ist aber „verschwunden“. Ich bin auf reisen und habe unzuverlässigen WiFi Zugriff. Wenn Ihr Kommentar noch nicht erschien, können Sie bitte erneut senden? Ich bitte Sie vielmals um Entschuldigung!

  2. hi alpha,

    es sind sehr schöne überlegungen zum geld und seinen funktionen und reichtum etc., die mir gefallen und teilweise auch interessant neu sind.

    aber liegt die achillesferse der „geld – übel“ – frage nicht in der problematik, wie geld entsteht? (bzw. „das geld“, als gesamtheit betrachtet, verwaltet wird?)

    das ist zwar nicht das thema der obigen ausführungen von frau rand zu den geldfunktionen etc., aber man kann sicher auch nicht die schönheit (zweckmäßigkeit) eines AKW lobpreisen, ohne auch ein paar worte zur entsorgung (das wäre dann der umgekehrte vorgang zur entstehung, aber egal) zu verlieren.

    Bei gewissen signifikanten zugehörigkeiten und einem thema wie geld nehme ich unwillkürlich witterung auf und versuche zu verstehen.

    die obigen ausführungen sind so wunderbar und plausibel, daß ich mich frage, ob vielleicht von irgendetwas abgelenkt werden soll, hier etwa die genannte achillesferse. (als lobpreise man das zum verkauf anstehende auto und der lack glänzt tatsächlich im strahlenden sonnenlicht, die ledersitze sind gepflegt, frische Blumen sind im Käferväschen, alle sind beeindruckt, aber es hat einen kaputten, verölten motor unter der haube, worüber kein wort verloren wird und auf den niemand sieht).

    man wird sicher zu unterschiedlichen ergebnissen kommen, je nachdem aus welchem betrachtungswinkel man sich dem thema geld und den ausführungen von frau rand widmet (wie etwa dem gebrauchtwagen). ich neige, was Sie nicht verwundern wird, zu skepsis.

    grüße aus den geldtheoretischen niederungen
    vp.

    • Vitzli, danke für Ihren intelligenten und wichtigen Kommenmtar. Absolut berechtigte Frage.
      Wie bei allen menschlichen Errungenschaften, liegt Fluch und Segen bei dem Betreiber. Das Grundkonzept von Geld, liegt (anfangs) bei nichts anderem als der einfachen Mobilität/Transport von Werten. Gleichberechtigter Handel von Gütern wäre ohne Medium unmöglich. Vereinfachtes Beispiel: Ein Schreiner müsste Tische (schwer, sperrig und billig), gegen Seide (leicht, kompakt und teuer) durch Tausch erwerben! So geht er mit einem Säckchen Silberlinge nach China und zurückkehrt mit seinem Ballen Seide. Geld und Industrialisierung ermöglichten den Kapitalismus, nicht umgekehrt. Stellen Sie sich vor, Ihre Arbeit würde mit Schweinefleisch im Tausch bezahlt. a), Sie könnten ohne aufwendige Lagerung nicht „sparen“, b) wären total und einseitig von der Lage am Schweinemarkt abhängig. Usw., usf.
      Herzliche Grüße

  3. Kein Mensch vermag geringer zu sein als sein Vermögen”. Ist eine sinnvolle Argumentation, dann folglich kommt; Theorie und Praxis erschaffen. Und da sind wir bei der Staatshoheit bzw Wissenshiheit oder Produktionshoheit angelangt und hier sollte man meiner Meinung nach die US- Amerikaner aus nachvollziehbaren Gründen nicht anschaffen lassen… Gruss Nikklaus

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