IVAN UND BORIS

In einer alten russischen Erzählung lebten zwei Bauern, Ivan und Boris. Beide waren sehr arm, aber Ivan besass eine Ziege. Einmal fand Boris eine alte Öllampe, und als er sie rieb, entwich ein Geist aus dem Hals der Lampe. Der Geist gewährte Boris einen einzigen Wunsch, es konnte aber alles sein was er nur wolle. Boris sagte: „Ich wünsche mir, dass Ivans Ziege tot umfallt!“

Eine ähnliche Version dieser Geschichte gibt es in vielen anderen Kulturen, nicht nur der russischen. Sie zeigt auf einen seltsamen, hässlichen Zug in der menschlichen Natur. Viele Leute sind besessen von den Gehältern der Konzerndirektoren oder CEOs. Nicht, dass es für sie selbst die geringste Bedeutung hätte. Wenn jeder Chef der grossen Ölkonzerne umsonst arbeiten würde, fiel der Preis des Benzins nicht mal um einen Cent. Verzichteten die Top-Manager der Autofirmen auf ihr Einkommen, würden ihre Wagen um keinen Euro billiger werden.

Zu viele Menschen sind wie Boris, der nur den Tod von Ivans Ziege wünschte. Das Durchschnittsgehalt eines CEO (Chief Executive Officer) eines Unternehmens im S&P 500 Index, ist z.B. 1/3 des Einkommens von Christiano Ronaldo, und 1/10 dessen von Bruce Springsteen; aber niemand beschuldigt Spitzensportler oder Musiker der Gier.

Es ist nicht die allgemeine Öffentlichkeit, welche auf die Unternehmer zeigt, sondern die Politiker und ihre Medien – und die Massen mitführt wie Schafe. Die einfache Logik dahinter ist, diejenigen zu dämonisieren, deren Macht oder Position man übernehmen will. Für Politiker, die sehen wollen, dass Unternehmen und die Wirtschaft bis ins Detail gemanagt (Micromanagement) wird, ist dieses Verteufeln die erste Salve im Kampf um die Rolle der Konzernchefs zu übernehmen. Es gibt keine Chance für Politiker für die Rolle eines Christiano Ronaldo oder Bruce Springsteen zu streiten – die dürfen soviel Geld verdienen wie sie wollen, weil es politisch ohne Bedeutung ist.

Diejenigen, die nach mehr Macht streben, haben schon vor Jahrhunderten erkannt, dass man den Leuten jemanden geben muss, den sie hassen oder fürchten können, als den Schlüssel zum Ziel. Im Frankreich des 18. Jahrhunderts war das Schüren des Hasses auf die Aristokraten der Schlüssel zum Erreichen einer diktatorischen Befugnis, so wie sie die Aristokratie niemals besass; und damit die Macht ein grösseres Blutbad anzurichten als unter dem alten Regime.
Im 20. Jahrhundert waren es die Zaren und Kapitalisten, die zum Ziel des öffentlichen Hasses von den Kommunisten gemacht wurden, auf deren Weg zur Macht. Diese Macht brachte eine grössere Verwüstung in die Leben von mehr Menschen, als unter dem Zarismus und Kapitalismus vereint.

(Übersetzung eines Auszugs aus „Dismantling America“ von Thomas Sowell)

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