DER OBJEKTIVISMUS

Verantwortungsvolles und zielgerechtes Handeln, besonders auf gesellschaftlicher Ebene, erfordert eine philosophische Grundlage – Eine Basis für die Ethik und Moral, die sich als Leitfaden eignet  für unsere gesamten Aktionen.

In der heutigen Politik erscheint das Verhalten unserer Amtsträger als rein zweckgebunden, wobei meist der Zweck alle Mittel heiligt. Das wäre nicht allzu schlimm, wenn der Zweck wenigstens gut wäre im ethischen Sinne; das ist er aber meistens nie der Fall. Ein Philosoph der mit mahnender Autorität in den Medien auftreten und auf den sich die politische Führung beziehen könnte lässt sich heute jedenfalls nicht entdecken.

Es geht immer nur um Details einer schon geschaffenen Situation, oder um das ewige links versus rechts, das „sozial-gute“ versus dem „kapitalistisch-schlechten“. Unsere Gesellschaft hat sich total der staatlichen Gesetzgebung ergeben. Was noch nicht verboten wurde, ist also akzeptabel. Damit werden die Gerichte zu den höchsten Trägern aller Ethik und Moral.

Mit der Auffassung G. W. F. Hegels, dem Staat ein Gott-gleiches Wesen aufzuerlegen und Kants deontologischer Ethik beginnt das moderne Problem mit unseren alten philosophischen Giganten: Sie sind der Höhepunkt der Linie des Platonischen Denkens der westlichen Philosophien. Die Beispiele ihrer Ideen realisierten sich in den Regime der alten Sowjetunion und des Nationalsozialismus; die heutige politische Korrektheit ist teilweise die Konsequenz ihrer Thesen und ihres Verständnisses der Vernunft.

Die akademischen Philosophen sind hoffnungslos von der Realität gelöst; sie haben die Vernunft abgelehnt – die sie aber auch nie richtig erkannt haben. Sie versuchten die Macht der Mystik zu brechen, um eine rationale, beweisbare und nicht-religiöse Moral zu definieren. Allerdings blieben ihre Versuche bei “sozialen Begründungen” stecken, bei welchen der Begriff Gott nur durch den Begriff Gesellschaft oder Allgemeinheit ersetzt wurde.

Dies bedeutet, logischerweise (und auch so in globaler Praxis umgesetzt), dass die Gesellschaft (oder ihr Staat) als Struktur über jeglichen Prinzipien der Ethik erhaben ist. Weil diese Gesellschaft zum Ursprung, Standort und Kriterium wurde, wird das “Gute” nun durch gesellschaftliche Entscheidungen definiert, also durch die Politik. Der Einzelne wird dabei als Quelle der ethischen Werte entmachtet und das Individuum verliert seine moralische Kompetenz.

Prinzipien des Objektivismus:
Der Objektivismus erkennt das Leben des Menschen (als rationales Wesen) als den Standard moralischer Werte. Er betrachtet den Altruismus unvereinbar mit der Natur des Menschen und dessen kreative Ansprüche für sein Überleben in einer freien Gesellschaft.
Metaphysisch
hält der Objektivismus, dass Existenz ein realer Begriff ist und Realität ein objektives Absolut; unabhängig der Gefühle, Wünsche Hoffnungen und Ängste des Wahrnehmenden. Descartes stellte fest: ich denke, also bin ich. Für Objektivisten gilt die Erkenntnis: Ich existiere, deshalb denke ich.
Epistemologisch
hält der Objektivismus, dass die Vernunft das einzige Mittel und Weg zum Wissen ist und der einzige Führer unserer Handlungen. (Vernunft bedeutet hier die Fakultät, welche sämtlichen Wahrnehmungen die wir durch unsere Sinne erwerben erkennt und integriert).
Die objektivistische Ethik
beschreibt, dass der Mensch seiner selbst willen existiert; dass er weder sich noch andere opfert und dass die Selbsterfüllung sein höchster moralischer Zweck ist (erst die Zielsetzung ermöglicht dem Menschen ein ethisches Handeln, Aristoteles).

Politisch fordert der Objektivismus den Laissez-faire Kapitalismus und die Teilung von Wirtschaft und Staat (ökonomische Säkularisierung). [Siehe „PRODUKTIVITÄT & STOLZ“, Link: https://huaxinghui.wordpress.com/2013/08/07/produktivitat-und-stolz/]

Gemäß der heutigen überwiegenden Ansicht, wird dem Einzelnen die Fähigkeit abgesprochen, sich aus sich selbst heraus ethisch und moralisch zu verhalten und zu handeln. Weil aber eine “Gesellschaft” kein selbstständiges Organ ist, sondern nur die Summe von Individuen, wird eine bestimmte Gruppe (oder Einzelner) die den Führungsanspruch innerhalb dieser Gesellschaft erhebt, ethisch zum willkürlichen Handeln berechtigt. Diese Folge kann man kaum als rational bewerten.

Die meisten Philosophen haben sich entschieden, dass „die Vernunft versagt habe” und „dass die Ethik außerhalb den Kräften der Vernunft stehe.“ Sie sind weiterhin der Ansicht, dass “rationale Ethik” nie definiert werden könne und dass auf dem Gebiet der Ethik die Wahl von Werten, Taten und Zielen der Menschen von was „anderem“ (Höherem?) geleitet werden müsste. Diese Denker geben damit zu, dass der endliche Standort der Ethik die Willkür ist. Die Debatte ist also nur, über wessen Willkür – die des Staates oder die Gottes. Heutige Forscher der “traditionellen Moral” sind sich nur darüber einig, dass 3 Dinge nicht zur Ethik gehören: Vernunft, Verstand und Realität. Diese Anschauung ist fehlerhaft und bildet den philosophischen Grund unserer gesellschaftlichen Probleme.

Ayn Rand

Die in der Sowjetunion geborene Philosophin und Bestseller-Autorin Ayn Rand (1905-1982), zählt zu den einflussreichsten politischen Autoren Amerikas (Werke: „The Fountainhead“ oderDer ewige Quell“, ISBN: 3-932564-62-7 und „Atlas Shrugged“ oder Wer ist John Galt?“ ISBN:3-932564-03-0). Rands Philosophie des Objektivismus ist die Weiterführung und Krönung der Gedanken von Aristoteles. Ihr gelingt es, die Begriffe des Guten und Bösen von den Fakten der Realität abzuleiten – was vor ihr noch kein Philosoph vollbracht hat. Ihre Philosophie zerstört das Monopol der Religion über den Bereich der Moralität. Das Feld der Ethik befindet sich damit unter dem Einfluss der Vernunft und der Rationalität, nicht des Glaubens oder der Mystik.

Nach dem Erscheinen von Rands erstem Bestseller, The Fountainhead (1943), in den USA erhielt der Objektivismus zunächst monumentale Beachtung. Allerdings, als Ayn Rand zum ersten mal mit dem damaligen Leiter der konservativen Bewegung (und einer der erfolgreichsten Intellektuellen-Organisation der Amerikanischen Geschichte) William F. Buckley zusammentraf, kam es zum Eklat. Nach dem ersten Händeschütteln fragte ihn Rand: „Wie kommt es, dass ein solch vernünftiger und realistischer Mensch wie Sie noch an einen Gott glaubt“? Damit hatte sie es sich mit der weitgehend religiösen amerikanischen Masse für immer verdorben und besiegelte ihre Unbrauchbarkeit als „Partei-Philosoph“ der Republikaner. Dennoch blieb der Objektivismus (sozusagen als Organspender des Libertarismus) unverzichtbar für die freie, kapitalistische Gesinnung und ihre Werke zählen noch immer zu den meist-gelesenen Büchern der Weltliteratur, mit einer Auflage von über 25 Millionen Exemplare.

Der Objektivismus steht ablehnend gegenüber philosophischen und politischen Kompromissen und Koalitionen. Konservative, Libertäre und klassische Liberale sind bemerkenswerterweise die ernsthaftesten Widersacher auf dem Weg zu einer Objektivistische Gesellschaft, da diese meist auf rein wirtschaftlichen Interessen basieren und weniger auf den ethischen Grundlagen eines kompletten philosophischen Werte-Systems. Rand sah diese politischen Gruppierungen als Heuchler und freiwillige (oder auch unfreiwillige) Komplizen der sozialen Gleichmacher. Rand erkannte, dass diese vermeintlichen Repräsentanten der konservative Gesinnung stets bereit waren Prinzipien für ihre Machtansprüche zu verraten – nicht um eine wirklich emanzipierte, rational-handelnde „Vernunft-Gesellschaft“ aufzubauen.

„Ich bin nicht zu zuallererst ein Befürworter des Kapitalismus, sondern des Egoismus, und ich bin nicht einmal zu zuallererst Befürworter des Egoismus, sondern der Vernunft. Wenn man die Überlegenheit der Vernunft erkannt hat und sie konsequent anwendet, dann folgt alles andere. Die Vorherrschaft der Vernunft ist das allererstes Anliegen meiner Arbeit – und der Kern des Objektivismus“. Ayn Rand Sept. 1971.

Rands Botschaft für ihre wenigen europäischen Leser ist, zusammengefasst, diese:
Die angelsächsische Philosophie der Menschenrechte wurde von den Europäern nie vollständig begriffen. Deren Konzept der Emanzipation bestand darin, den Menschen als Leibeigene eines Staates mit einem Monarchen zu befreien und als Leibeigene einem Staat zu überführen, der den Volkssouverän als Oberhaupt hatte. Also vom Sklaven des Stammeshäuptlings zum Sklaven des Stammes.“

Leider kenne ich keine zufriedenstellenden Deutschen Übersetzungen von Rands Originalwerken. Hier sind Links zu ihren englischen Titel:
1. „Philosophy: Who needs it“  ISBN-10: 0451138937
2. „The Virtue of Selfishness“ ISBN-10: 0451163931
3. „Objektively Speaking“        ISBN-10: 0739131958

Anmerkung:
Die frühen Deutschen Einträge in Wikipedia über Rand waren eine erbärmliche Mischung von sachlicher Inkompetenz, mangelndem philosophischem Verständnis und politisch-korrekten Interpretationen. Heutige Beschreibungen des Objektivismus sind erheblich angemessener, leiden aber immer noch an Übersetzungsfehlern und Interpretationsproblemen wegen begrifflicher Unterschiede der beiden Sprachen.
Die größten Missverständnisse wurzeln in Rands ethischer Motivation für eine Ablehnung des Altruismus, des Glaubens und von Kompromissen. Ihre Forderung eines Minimalstaates und einer freien Wirtschaft bringt den Objektivismus in die Nähe des Libertarismus. Im Gegensatz zum letzteren jedoch, handelt es sich dabei um ein komplettes philosophisches System, inklusive Bildung, Erziehung, Kultur, Gemeinschaftsleben und internationale Beziehungen.

Links:
https://huaxinghui.wordpress.com/2013/01/19/anatomie-der-kompromisse/

VERNUNFT & RATIONALITÄT

DIE MORALITÄT DER ARMUT


http://susannekablitz.wordpress.com/2013/07/19/von-lowen-und-hyanen/

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