„LIBERALER FASCHISMUS“ (II)

Frage: Was ist „liberaler Faschismus“?
Kurze Antwort: Die Durchsetzung liberaler Ansichten mit faschistischen Mitteln.

Teil II. Anatomie des Faschismus
Bis heute tun sich Funktionäre und Kommentatoren, von Links bis Rechts, noch mit dem wirklichen Wesen des Faschismus schwer. Es gibt kaum einen politischen Begriff, der vager ist, aber dennoch so breitflächig angewendet wird. Dabei übersieht man bewusst, besonders seitens der Linken, dass der Faschismus und der Kommunismus Kinder der gleichen Mutter sind. Hier einige autoritative Definitionen: Roger Griffin, Akademiker an der britischen Oxford Brookes Universität und führender politische Theoretiker des Faschismus, bezeichnet ihn als eine Art von politischer Ideologie, deren mystischer Kern (in verschiedenen Erscheinungsformen) eine palingenetische Form populistischen Ultranationalismus darstellt. Der Faschismus predigt die Notwendigkeit für soziale Wiedergeburt und einen holistisch-nationalen, radikalen „dritten Weg“.

Der deutsche Historiker und Sozialphilosoph Ernst Nolte (bekannt durch seinen „Historikerstreit“ in den 80er Jahren) sah den Faschismus als die große Gegenbewegung: Anti-liberal, anti-kommunistisch, anti-kapitalistisch und anti-bourgeois. Gemäß Hegelscher Dialektik, argumentiert Nolte, dass die Action Francaise die These war, der italienische Faschismus die Antithese und der Nationalsozialismus die Synthese der beiden früheren faschistischen Bewegungen. Nach dem US Historiker und bekannten Faschismus-Experten Stanley G. Payne, charakterisiert sich der Faschismus durch eine Reihe von Attributen: Aufbau eines totalitären Staates, regulierte, staatlich-integrierte Wirtschaft, faschistischer Symbolismus, plus die vier „Anti-s“ von Ernst Nolte. Sicher sind alle diese Definitionen treffend. Aber hier ist meine Nummer 1: Der Faschismus ist eine „säkulare Religion des Staates“. Sie verlangt nach einem Führer, der sich in Abstimmung mit dem Willen seines Volkes befindet und in einer totalitären Struktur, in der alles politische Wertung hat. Jede Aktion des Staats ist gerechtfertigt zur Erreichung des „Allgemeinwohls“. Er übernimmt die Verantwortung für alle Aspekte des täglichen Lebens, Gesundheit und Wohlstand und diktiert die Uniformität von Denken und Handeln, entweder durch Gewalt, Reglementierungen oder sozialen Druck. Wie sehr sich Faschismus und Kommunismus doch ähneln.

Die Kommunisten hatten auch gar nichts gegen die ursprünglichen italienischen Faschisten. Mussolini war von Haus aus überzeugter Sozialist und hatte die Annerkennung von Lenins Parteiorgan „Pravda“. Er erkannte wohl als erster sozialistischer Führer, dass die ursprüngliche Idee, „Klasse vor Rasse oder Nationalität“ nicht funktionierte und die Sozialistische Internationale zerbröckelte. Mussolini war klar, dass Klassenbewusstsein niemals den Ruf des Nationalen oder dem Kulturellen übertrumpfen kann. Sein neuer nationaler Sozialismus hatte den Vorteil, dass er machbar war und er brach mit den alten Sozialistischen Parteien Italiens. Die Partei zu liquidieren, um den Sozialismus zu retten, nannte er es, als er 1922 Italiens Staatsoberhaupt wurde. Sein faschistisches Parteiprogramm fand internationale Bewunderung und Anerkennung. Während der Weltwirtschaftskrise, in den USA, erstellte der demokratische Präsident Roosevelt (FDR) sein ökonomisches Programm  „New Deal“, mit Anlehnung an soziale Programme Mussolinis und Hitler.

Mussolini und Hitler wiederum lobten FDRs New Deal und Mussolini freute sich über den US Präsidenten: „Amerika hat einen Diktator! Die geistige Erneuerung zerstört die alte Auffassung, dass Demokratie und Liberalismus unsterblich seinen. Roosevelt geht vorwärts, handelt und befiehlt unabhängig der Entscheidungen oder Wünsche des Senats oder Kongresses.“ FDR schloss auch die Idee des französischen Philosophen und Begründers des Syndikalismus, George Sorel (1847-1922) ein, die Gesellschaft in Berufssektoren (Arbeitsaufteilung!) aufzugliedern. Sorels Werk, „Gedanken über die Gewalt“, war auch eine der Grund-Vorlagen für Mussolinis Faschismus. Sorel lehnte jeglichen parlamentarischen Sozialismus ab und propagierte Aneignung der Produktionsmittel durch die Gewerkschaften mittels Streiks, Sabotage oder Boykotte.  Churchill nannte Mussolini „der Welt größten Gesetzesgeber“ und Sigmund Freud schickte ihm ein Buch, das er zusammen mit Albert Einstein geschrieben hatte, mit der Widmung: „An Benito Mussolini, von einem alten Mann, der den Herrscher willkommen heißt, den Held der Kulturen.“ Trotz aller Ähnlichkeiten des Faschismus mit Hitlers Nationalsozialismus, hat der erstere nichts mit Antisemitismus zu tun; vor Hitler kam niemand darauf, Faschismus mit Antisemitismus zu verbinden. In Mussolinis Faschistischer Partei waren jüdische Mitglieder überrepräsentiert. Bis 1938 wurde kein Jude aus Gebieten unter italienischer Kontrolle ausgeliefert. Bis zu Hitlers Einmarsch 1943 in Italien und auch danach, versuchte Mussolini italienische Juden zu schützen so gut es möglich war. In Spanien verwarf der Erz-Faschist Enrico Franco Hitlers Forderung, spanische Juden auszuliefern. Im Gegenteil unterzeichnete er ein Dokument, welches das Alhambra-Edikt von 1492 zur Vertreibung der Juden aus Spanien, widerrief.

Schon Stalin bediente sich der brillanten Taktik, einfach alle unbequeme Ideen und Strömungen als faschistisch zu bezeichnen. Selbst sein ehemaliger bolschewistischer Mitstreiter und Gründer der Roten Armee, Leon Trotski, wurde komischerweise eines ausgerechnet „faschistischen“ Coups beschuldigt. Die Linken und Liberalen hatten natürlich weltweit fortgesetztes Interesse daran, dass der Faschismus mit dem Dritten Reich und dadurch mit dem Antisemitismus verknüpft bleibt und, fälschlicherweise, auch mit dem Kapitalismus in Verbindung gebracht wird. Wie Sie schon bei den Begriffsdefinitionen lesen konnten, ist das Gegenteil der Fall.

Der Du die weite Welt umschweiffst, geschaefft’ger Geist, Wie nah fuehl ich mich Dir. Du gleichst dem Geist den Du begreiffst – nicht mir!” [Sic]  Faust, Erster Teil.

2 Gedanken zu „„LIBERALER FASCHISMUS“ (II)

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