KAFFEE ODER TEE?

Sie haben die “freie Wahl”. Eine Cola ließe sich ja noch machen, aber wenn Sie nichts trinken wollen, sondern einen Schweinebraten essen, befinden Sie sich am falschen Ort.
Beginnen wir mit der Kernbehauptung dieses Essays: Wahlen sind ein sekundäres System, innerhalb einer primären Organisation. Eine untergeordnete Entität kann (innerhalb der zugewiesenen Funktionen) seine übergeordnete nicht verletzen.

Wahlen eignen sich deshalb grundsätzlich nicht zu revolutionären Änderungen.

Grundprinzip einer Organisationen ist es, sich selbst vor Zerfall oder äußeren Einflüssen zu schützen. Staaten sind in erster Linie “Schutzorganisationen”. Ihre Bürger bezahlen Schutzgelder in Form von Steuern. Dafür können sie Gegenleistungen erwarten. Zur Urzeit der Staatenbildung umfasste dieser Service, hauptsächlich, Schutz vor marodierenden Horden, ein Rechtssystem und Nahrungsmittelspeicher für Missernten.

England zeigte schon im 13. Jahrhundert mit der Magna Carta, dass das System, die Regierungsform, weniger wichtig ist als die Gesellschaft, die mit ihren Eigenschaften dahinter steht.

So gibt es Völker, die seit ihrem Bestehen nur mit autoritären Regierungen als Nation überlebensfähig sind und bei jedem “Demokratisierungsversuch” kläglich in die Anarchie rutschen. Wir behaupten, dass Wahlen eine wirkliche freie und gerechte Gesellschaft verhindern. Warum dies so ist, liest man bei Le Bon, in “Die Psychologie der Massen”.

Die Kapitel “Die Wählermassen” und “Die Parlamentsversammlungen” sind für diese Zwecke besonders interessant.

Unter anderem schreibt er: “Es ist nicht in Abrede zu stellen, dass die Kulturen das Werk einer kleinen Minderheit überlegener Geister gewesen sind; diese bilden die Spitze einer Pyramide, deren Stufen nach unten gemäß der Abnahme des geistigen Wertes breiter werden und die tieferen Schichten eines Volkes darstellen.”

Der Glaubenssatz von der Herrschaft der Massen ist vom philosophischen Standpunkt ebenso wenig zu verfechten wie die religiösen Glaubenssätze des Mittelalters, aber er hat heute die unumschränkte Macht.”

Ich wiederhole: in der Masse gleichen sich die Menschen stets einander an, und die Abstimmung von vierzig Akademikern über allgemeine Fragen gilt nicht mehr als die von vierzig Wasserträgern.”

Ein Volk hat also keineswegs die Macht, seine Einrichtungen wirklich zu verändern. Gewiss kann es um den Preis gewaltsamer Revolutionen ihre Namen ändern, aber der Kern bleibt derselbe. […] So ist England das demokratischste Land der Welt, obwohl es eine monarchistische Regierung hat, während in den spanisch-amerikanischen Republiken trotz demokratischer Verfassung die härteste Despotie herrscht.“

Amartya Sen schrieb: „liberal democracy is the default political condition”.

Eine doch unerstaunliche Behauptung eines Universitätsprofessors, der für seine “sozial-ökonomischen” Leistungen ausgezeichnet wurde. Als behauptete man, der Grundzustand eines unbeeinflussten Atomkerns sei der Ruhezustand. Francis Fukuyama dagegen erkennt zurecht, das ein erfolgreiches Regierungssystem auf den kulturellen Institutionen eines Volkes beruhen muss (“The Origins of Political Order”, 2011). Amerika wurde nicht zur bewunderten, freiesten und mächtigsten Gesellschaft, weil jeder Cowboy und sein “Roter Bruder”, jeder Pelzjäger und chinesischer Tellerwäscher, jeder Spekulant und Negersklave seine Stimme abgeben konnte.

Maßgebend waren die gleichen Interessen aller weißen Siedler und die Kultur von Selbstverantwortung, Neidlosigkeit, Fairness und Respekt.

Dies sind alles Dinge, die durch entstehende Parteistrukturen, eingewanderte Finanzmonopolisten (Rothschilds) und den Sozialismus – in demokratischer Weise – weggewählt wurden.

Viele Politiker und Meinungsmacher verwechseln Staatsform mit Wirtschaftssystem. So entgeht ihnen die Tatsache, dass es ohne Kapitalismus keine Demokratie geben kann, wohl aber einen Kapitalismus ohne die Demokratie (Beispiele: Hong Kong, China, Vietnam) und, dass außerdem die moderne Demokratie einen reinen, gleichberechtigten Kapitalismus verhindert. Der Kern eines fairen Wirtschaftssystems ist die Selbstverantwortung, genau die wichtige Eigenschaft, die der Einzelne durch Wahl von  Vertretern und Vormunde abgibt. Von denen erhalten Sie dann das Menü: Kaffee oder Tee?

(Erstveröffentlichung durch die gleichen Autoren im „Juwelen Magazin“, 17. 05. 2016)

 

12 Gedanken zu „KAFFEE ODER TEE?

  1. Guter Artikel, was Wahlen und Demoktatie angeht. Diese Ausage halte ich aber für etwas idealistisch:
    „Amerika wurde nicht zur bewunderten, freiesten und mächtigsten Gesellschaft, …Maßgebend waren die gleichen Interessen aller weißen Siedler und die Kultur von Selbstverantwortung, Neidlosigkeit, Fairness und Respekt…“

    Dies mag bei Teilen der damaligen Siedler so gewesen sein und auch heute noch ein gewisser Teil der amerikanischen Lebensart sein, vor allem im ländlich geprägten Teil des Landes.
    Die USA entwickelten sich von Beginn an hin zu einem zentralistischen Monster, in dem zwar immer noch einige föderale Strukturen bestehen, in dem aber die wichtigen Dinge des Lebens ausschließlich durch den Bundesstaat geregelt werden und dies ist in den USA so angelegt.

    • Hallo Herr Bauer,
      da haben Sie leider recht. Wie wir in einem vorhergehenden Beitrag schrieben, gaben die beiden Weltkriege den Vorwand zur größeren Machtkonzentration, angetrieben von den Finanz-und Industrie-Monopolisten. Auch die entstehende „politische Korrektheit“ – die nichts mit Ethik sondern nur mit Macht zu tun hat – schuf eine immer mehr gespaltene Gesellschaft, deren Regelung ohne eine autoritäre Zentralgewalt unmöglich wäre – so jedenfalls gehen die Spekulationen.

      • Guten Morgen Herr Bovet (nehme ich an),
        ich halte dies für keine Spekulationen.
        Die durch Zentralgewalten geschaffenen Großstaaten sind alleine durch ihr Bestehen eine Bedrohung für Frieden und Freiheit. Dienten in früheren Zeiten Kriege den Interessen von Grundbesitzern, so dienen Kriege in Zeiten der Macht des Geldes eben dessen „Besitzern“. Die Industrie, auch die Monopolisten, gerieten und geraten immer noch in immer größere Abhängigkeiten von Geld und den sog. Finanzmärkten. Für diese Kreise ist jedwede nationale und auch persönliche Selbstständigkeit ein Dorn im Auge. Das Sterben der Selbstständigen, wie auch der Bauern ist geradezu Programm und im System angelegt. Was vor noch hundert Jahren zu einem geregelten Aus- und Einkommen von Familien führte, wurde an die Wand gedrückt und durch abhängige Arbeit ersetzt.
        Dies sind alles Erscheinungsformen des Zentralismus oder wie Ernst Jünger einmal schrieb des Nihilismus. Aus Vielem mach Eines. Dieser Prozess dauert wahrscheinlich schon Jahrtausende an, aus vielen Göttern wurde ein Gott usw. usf.

    • fdominicus,
      Hier unser Lieblingsatz:
      „Das Grundgesetz setzt deshalb vernünftigerweise auf die repräsentative Demokratie, in der frei gewählte Abgeordneten unabhängig aber im steten Dialog mit den Bürgern über Gesetze entscheiden.“
      Sophismus a la carte 🙂

  2. alpha,

    „Wahlen sind ein sekundäres System, innerhalb einer primären Organisation. Eine untergeordnete Entität kann (innerhalb der zugewiesenen Funktionen) seine übergeordnete nicht verletzen.“

    man kann es verschieden ausdrücken, ich bezeichne das als ( vom volk unerreichbare) „dritte ebene“. deswegen bin ich Ihnen dankbar, daß Sie mir den kurzfristigen hansi´schen nebel vertrieben haben.

    manchmal falle ich über meine eigenen füße. da tut ein hinweis not 🙂

    • Vitzli,
      unter den blinden Hansis gibt es viele kluge Leute. Genau die sind das Problem. Schauen Sie sich das Publikum derTalkshows an, oder z.B. die in „Die Anstalt“ wie verrückt mitklatschen – die sind doch keine Proleten. Aber so ist es, wenn man keine Denkmethode hat und philosophisch gefestigte Axiome. Wir haben dies hier erklärt – vielleicht interessiert Sie das:

      POSITION UND BEWUSSTSEIN

      • alpha,

        hansi sehe ich nicht als blind an. keineswegs .

        er war mir lange zeit weit voraus und hat mich gelehrt. jetzt habe ich ihn knapp überholt. aber das ist keine sportverstaltung, sondern gegenseitige inspiration.

        den verlinkten artikel lese ich noch 🙂

        im moment bin ich vom satanismus gebannt, lol.

      • Vitzli,
        danke. So meinten wir das nicht im Bezug auf Hansi: „blind“ im Sinne von konzeptuellem Versagen, die Zusammenhänge zu erkennen.
        Überigens, ich lese gerade Ihre satanische post 🙂

  3. Pingback: Zum Konnex von Kultur und Institutionen! | per5pektivenwechsel

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