PROPAGANDA DES GUTEN

Ein einzigartiges Problem plagt die USA seit dem Ersten Weltkrieg: Wie behauptet man sich als stärkste Nation und überzeugt gleichzeitig den Rest der Welt von seiner moralischen Überlegenheit und besten Absichten?

Im Altertum war die Lage klar und die Machtpolitik einfach. Es gab kaum mehr als zwei Elefanten jeweils gleichzeitig in einer weitflächigen Arena, die um die Vorherrschaft kämpften. Seit den Zeiten der hellenistischen Großmacht bis ins 19. Jahrhundert (mit Ausnahme der chaotischen mittelalterlichen Glaubenskriegen), galt Diplomatie höchstens als Wegbereiter militärischer Strategien. Mit Napoleons Feldzügen durch Europa wuchs die Politik zu einem größeren Teil der Kriegsplanung (siehe Clausewitz).

Und so begannen die Doktrinen die Welt zu formen. Hätte Napoleon selbst schon eine Doktrin verkündet, hieße sie wohl: „Die Welt ist nicht genug“ – nichts anderes hätte man von einem genialen Feldherrn erwartet, wie schon von seinen Vorgängern, Alexander, Cäsar, Saladin, usw. Als eine prinzipielle Stellungnahme, eine Kodifizierung von Glaubenssätzen, muss die Doktrin natürlich verbreitet werden; als eine Richtlinie im Inneren, als Warnung an potentielle Gegner und Versprechen an Verbündete.
Der 5. Präsident der USA, James Monroe, formulierte seine nach ihm benannte Doktrin amerikanischer Interessen- und Einflussregionen im Jahre 1823; die durch T. Roosevelt 1904 noch verschärft wurde und bis heute Gültigkeit besitzt.

Über Truman, Eisenhower, Kennedy, Johnson, Nixon, Reagan und Clinton, dienten deren jeweilige Doktrinen hauptsächlich zur Eindämmung des Kommunismus und zur Ausgrenzung des Ostblocks und waren meist ultimativ gegen Russland gerichtet. Ausgerechnet der demokratische Präsident und Friedensnobelist Jimmy Carter promulgierte 1980 seine Doktrin, welche militärische Gewalt in fremden Regionen rechtfertigt, um nationale Interessen der USA zu sichern und schützen. Damals eine Reaktion auf die Krisen im Persischen Golf. Die Doktrin des derzeitigen Commander-in-Chief Obama ist von 2009 und – wie nicht anders zu erwarten – in hohem Maße ambivalent und „not fully defined“. Ein Hindernis, wenn man als demokratischer Präsident und Friedensnobelpreisträger einen militärischen Einsatz nach dem anderen fährt.

Mit soviel aggressiven und imperialistischen politischen Prinzipien hat es eine „Musterdemokratie“ schon schwer mit dem „winning of heart and minds“. Wenn Frieden stets nur durch Krieg gewonnen werden kann, fürchtet man sich vor ewigem Frieden. Die USA sind der Beweis, dass eine Demokratie kein Garant des Friedens ist, besonders, wenn dahinter der missionarische Eifer, der „Kampf des Gerechten“ steckt.
Um diesen Anschein zu bereinigen, braucht der Westen die Propaganda, genauso wie die östlichen Gegenspieler. Bei uns nennt man es allerdings „Nachrichten“.

Ein berühmter Autor schrieb irgendwo einmal, dass es besser ist für eine Bewegung, eine Masse von Anhänger zu besitzen, anstatt vieler Mitglieder. Überzeugte Anhänger können immer als Mitglieder geworben werden. Mitglieder, die keine überzeugten Anhänger sind, schwächen die Organisation und verringern die Chance weitere loyale Anhänger zu gewinnen. Der Osten wirbt meist um Anhänger, der Westen um Mitglieder. Die Resultate sieht man an der Koalition der „Guten“ und an Europa. Wie sagt man in Amerika? „In God we trust – all others have to pay cash“

Siehe auch:

MACHT SOLIDARITÄT DUMM?

19 Gedanken zu „PROPAGANDA DES GUTEN

  1. Wenn da Religion ins Spiel kommt, ist das sowieso alles Käse. Ansonsten leugnet der Artikel – oder hat der Autor das vergessen – dass es noch „Mächte im Hintergrund“ gibt, die seit ewiglangen Zeiten das Geschehen im Vordergrund, welches sich „Politik“ nennt, steuern. Gut führt das W. Eggert in seinem neuesten Gespräch aus: https://www.youtube.com/watch?v=Kiy1uY7VNfk

      • „“Vergessen” und gar “geleugnet” wurde nichts, Germania, aber es war nicht das Thema in unserem Essay. “

        => deshalb ist es unvollständig, um es höflich auszudrücken. Warum soll man ein Essay lesen, welches nur die Hälfte der Realität abbildet. Zeitverschwendung.

      • Das tut uns leid. Es ist eben ein Essay und keine Abhandlung. Mit den anderen Artikel auf unserem Blog ergeben sich größere Zusammenhänge. Können wir irgend etwas tun um Ihre verlorenen Zeit zu ersetzen?

  2. In Deutschland wird heute alles von der Propaganda des Guten eingenebelt.
    Der Nebel am Morgen der Schlacht von Austerlitz verhüllte die aufgestellten Einheiten Napoleons. Dann erschien die Sonne von Austerlitz.
    Napoleon brauchte nur auf die Sonne zu warten, Konstantin hatte dafür noch fremde Götter angenommen, aus Mangel an einer besseren Idee.

  3. „Die USA sind der Beweis, dass eine Demokratie kein Garant des Friedens ist, besonders, wenn dahinter der missionarische Eifer, der „Kampf des Gerechten“ steckt.
    Um diesen Anschein zu bereinigen, braucht der Westen die Propaganda, genauso wie die östlichen Gegenspieler. Bei uns nennt man es allerdings „Nachrichten“.“
    D’accord! Vielleicht ein einziger, kleiner Gedanke dazu:
    Die Demokratie ist eigentlich ja nicht mehr als ein „Verfahren“ zur Bestellung und gewaltlosen Abberufung einer aus dem (demokratischen) V e r f a h r e n heraus legitimierten Regierung; wenn sie (die Regierung) oder der Staat sich in seiner Verfassung über dieses Verfahren hinausgehend zu irgendwelchen „Werten oder Zielen“ (Menschenrechte, Friedensbewahrung, Gerechtigkeit etc.etc.) bekennt, ist das eine „Zugabe“, die u.U. jede andere Regierungsform / Staatsform auch zu leisten imstande wäre. Der wichtigste Punkt, glaube ich, betrifft daher wirklich nur die obligat gewaltlose Abberufung der Regierung“, die n u r der Demokratie – und zwar als die einzig erlaubte Möglichkeit – innewohnt.
    Beste Grüße
    W.S.

  4. Veweise ich einfach mal auf etwas von vor gar nicht langer Zeit:
    https://www.q-software-solutions.de/blog/2015/11/holland-spricht-von-einem-kriegerischen-akt/

    Ja mei, dem einen seine Freiheitskämpfer sind des anderen Terroristen. Und des einen Soldaten sind auch des anderen Terroristen. Der Kampf gegen den Terror mit eigenem Terror – wie sinnvoll kann das sein?

    Ich verweise aber auch noch auf etwas andere: Guantanamo.
    Wenn das eine „Vorbild“ macht – kann es dann ein Vorbild bleiben?

  5. dr. walter

    eine blauäugige betrachtung der demokratie.

    unerwünschte parteien werden verboten, natürlich streng rechtsstaatlich, und mit staatlichem zwang ausgeschaltet (parteiverbote).

    diese – dann verbotenen – parteien nehmen am „friedlichen“ wettbewerb um die „friedliche“ regierungsübernahme nicht mehr teil. man könnte auch sagen, putschisten werden vorsorglich friedlich ins meer geworfen. im geregelten verfahren, versteht sich. damit dann alles weitere friedlich ablaufen kann. (über die begründungen für dieses friedliche verfahren müssen wir nicht reden).

    ähnlich friedlich würden aber auch die gewaltsamen regierungsübernahmen ablaufen, wenn man einfach eine vorschrift erlassen würde, wonach putschisten nur wattebällchen benutzen dürften. dann könnten wir auch den heftigsten revolutionen und monarchiefolgekämpfe gelassen entgegensehen.

    alles nur eine frage der regeln. und die setzen nicht wir, das volk, fest. womit wir wieder bei der lustigen herrschaft des volkes wären.

  6. es ist vielleicht etwas albern, aber letztlich könnte man die regierungspartei(en) auch friedlich von einem auswürfelbeauftragten auswürfeln lassen.

    würde das einen sehr großen unterschied machen zu dem heutigen parteiensystem?

    die anweisungen kommen ohnehin von außerhalb.

    • Guter Ansatz, aber dann sollte man doch statt Parteien auszuwürfeln, besser gleich die Abgeordneten aus allen wahlberechtigten und damit auch wählbaren Bürgern auswürfeln lassen.

      • Sehe ich auch so. Es käme doch eher zu einer zufälligeren Auswahl an Kandidaten. Während es in unserem System ja gut wie alle Parteiprofis sind. Ich bin politisch interessiert. Aber kennen Sei einen Quereinsteiger von der Wirtschaft in die Politik der an einer MInisterposition saß/sitzt.

        Ich weiß jetzt nicht was in der Wirtschaft mit folgenden Herren/Damen passiert ist.Koch, wie hieß noch er Finanzmensch der CDU? Späth fällt mir als Quereinsteiger in die Wirtschaft ein aber die andere Richtung?

        Was ich aber weiß ist was aus Beck wurde oder was noch mit Herrn Wowereit ist.
        „die anweisungen kommen ohnehin von außerhalb.“
        Den Masterplan mit Masterminds gibt es nicht !

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