BEGRIFFLICHER UNTERGANG

Zu kaum einer anderen Zeit wurde in Deutschland so wenig (gutes) Deutsch gesprochen und geschrieben, wie im letzten Jahrzehnt. Damit ist nicht die Verwässerung der deutschen Sprache durch Zuwanderung gemeint, die aufgenommene Anglizismen und Handy-texten. Hier geht es um politisch korrekte Begriffsschöpfungen, die Sprachakrobatik des Genderismus und willkürliche Wortkonstrukte zur Abgrenzung der Gesinnungssphären.

Einerseits entstehen täglich neue Sprachkeulen mit denen – durch einen Begriff – umfangreiche Schmäh-bilder des Gegners effizient vermittelt und Widersacher in die sozialen Leprakolonien verbannt werden können. Andererseits werden bestehende, bisher klare Begriffe, mit denen Generationen die gleichen Bilder vermittelt wurden, mit neuen Vorstellungen beladen. So fallen immer mehr Worte – denen im altehrwürdigen Brockhaus seit über 200 Jahren die gleiche Bedeutungen zukamen – unter die willkürlichen Kategorien von Rassismus, Diskriminierung, Hetze und Unsozialem.

Ein Mensch aus Afrika war tausend Jahre lang ein Neger, bis er „schwarz“ wurde (man verzeihe das Wortspiel) und schließlich „farbig“. Obwohl diese Leute weder schwarz noch bunt sind, wurde die einzig richtige Bezeichnung aus dem (salonfähigen) Wortschatz verbannt. (Man darf sich wundern, dass sich der Begriff Jude durch die Äonen im Gebrauch erhielt. Weil Juden im Dritten Reich eben auch Juden waren, könnte man bei diesem Wort heute zögern. Wäre nicht Semit, Hebräer oder Zioner – Zionist hat eine andere Bedeutung – unverkrampfter?)

Die tatsächliche Gossen- und Fäkaliensprache, Verleumdung, Beleidigung und Verunglimpfung des Mitmenschen, erlebt daneben eine neue, beispiellose Blüte. Nach dem ersten rausgerutschten „Oh Sch—-“ einer geistig überforderten Prominenten, ging es Schlag-auf-Schlag bergab. Innerhalb weniger Jahre waren vor laufenden Kameras die tiefsten Bereiche des weiblichen Unterleibs ohne großes Aufsehen erreicht. Man kann wohl darauf warten, bis in den Nachrichten und den Parlamenten die ersten Worte aus den Endphasen des Stoffwechsels und der tierischen Reproduktion zur graphischen Beschriebung beitragen werden. Die ohnehin schon saloppe Berichterstattung, in der Ereignisse mit meinungsmachenden Adjektiven versehen und entsprechenden Minen der „Journalisten“ kommentiert werden, bietet sich so noch verständlicher für die zweidimensionale Smartphone-Generation.

Wie gut ist „gut“?

Aber uns geht es hier hauptsächlich um die guten Begriffe, Worte, die vor Humanismus und Altruismus scheinbar nur so strotzen. Dazu gehören, u.a.: Kompromissbereitschaft, Pragmatismus, soziale Gerechtigkeit, kulturelle Integration, Gleichberechtigung, usw., usw. Es ist die Kultivierung und Umdeutung gerade dieser Worte, welche die Meinungen und Einstellungen der Bürger auf die gewünschte Gesinnungsebene rangieren. Es sind diese vermeintlich „guten“ Begriffe, welchen den größten sozialen Schaden anrichten. Warum?

Weil die Kernbedeutung und Konsequenzen dieser Worte nicht mehr in Frage gestellt und berechtigte Einwände oder Ausnahmen zu ihrer Bedeutung eliminiert werden. Bei Kompromissen ist ein erfolgreicher Ausgang Seltenheit. In einem der größten Bestseller aller Zeiten, „Atlas Shrugged“ schreibt Ayn Rand kurz und präzise:
“In any compromise between food and poison, it is only death that can win. In any compromise between good and evil, it is only evil that can profit”.
Der Deutungsschwindel mit Kompromissen verschlimmert sich mit der Einsicht, dass die Ausgangspositionen als Extreme schnell aus der Diskussion verdrängt werden. Politische Kompromisse gehen stets auf Kosten des Volks.

Der Pragmatist wird gelobt als realistischer Macher und man wünscht sich pragmatische Führungspersönlich-
keiten – ungeachtet dessen, dass der Pragmatismus die Endphase der Rationalisierung ist (Duden: „eine nachträgliche verstandesmäßige Rechtfertigung eines aus irrationalen oder triebhaften Motiven erwachsenen Verhaltens“) Ich denke, so eine politische Führung haben wir schon! Der Pragmatiker ist generell ein anti-konzeptuelles Wesen. Was er am meisten fürchtet, sind die Fundamente der Philosophie, besonders der Ethik. Um sie zu begreifen und anzuwenden, benötigt es eine längere, zusammenhängende, konzeptuelle geistige Kette, deren Verständnis (über die ersten rudimen-
tären Glieder hinweg) sein Geist schon verhindert hat. Repräsentation und Bestätigung seiner perzeptiven Vorstellungen findet er in der gleichgesinnten Gruppe und durch die Anzahl seiner Anhänger. Eine vertraute Erscheinung?

Wenn Sie diesem Blog folgen, konnten Sie schon lesen, das der Begriff der sozialen Gerechtigkeit einen doppelten Boden hat, oder eher zwei falsche Böden. Der erste ist „Gerechtigkeit“ – eine Institution die seit John Lockes Konzept für eine faire Gesellschaft ihrer ursprünglichen Axiome längst beraubt und mit Konformität durch wohlfeile, bürokratische Regularien ersetzt wurde. Die zweite Falschheit besteht in der Illusion, dass unser Leben weiterhin gerechter würde durch das Adjektiv „sozial“. Das gesamte soziale Leben einer Nation beruht auf deren Verfassung und die daraus sich ableitenden Gesetze. Jede Maßnahme zu Gunsten einer Gruppe wird zum Nachteil einer anderen. Welcher Gruppe die Gerechtigkeit „gehört“ bestimmt die populistische Willkür. Bekommt man eine gerechtere Marktwirtschaft mit einer Dosis Marximus, oder funktioniert der Sozialismus für alle, mit einer Dosis Marktwirtschaft? Wobei wir wieder bei Kompromissen wären.
Hier sind die Worte von F.A. Von Hayek:
„…Wiesel-Wörter (sind) jene, die, wenn man sie einem Wort hinzufügt, dieses Wort jedes Inhalts und Bedeutung berauben. Ich glaube, das Wiesel-Wort par excellence ist das Wort „sozial“. Was es eigentlich heißt, weiß niemand. Wahr ist nur, dass eine soziale Marktwirtschaft keine Marktwirtschaft, ein sozialer Rechtsstaat kein Rechts-
staat, ein soziales Gewissen kein Gewissen, soziale Gerechtigkeit keine Gerechtigkeit – und ich fürchte auch, soziale Demokratie keine Demokratie ist.“

Kulturen lassen sich nicht integrieren. Eine Kultur dominiert, oder verkümmert und löst sich auf. Kulturen können wohl Seite-an-Seite existieren, wenn die Konzepte ihrer Institutionen und ihre Weisen sich nicht gegenseitig zum Feindbild haben. Auch die Gleich-
berechtigung
hat ihre Grenzen dort, wo die gleichen Rechte zwar jedem grundsätzlich zustehen, den Rechtnehmern jedoch die gleichen Vorraussetzungen fehlen.

Wer hält das Monopol?

Die größte Gefahr durch die guten Begriffen ist, dass mit ihnen die Deutungshoheit für die gesellschaftlichen Werte vorbestimmt werden. Sie bekommen als einzige Festung der Menschlichkeit und Gerechtigkeit öffentliche Anerkennung, alle abweichenden Haltungen landen in der um sie herum brandenden „braunen Suppe“. Die Pluraltät und positions-übergreifende Diskussionen werden dann zur Farce. Auch die Oberhäupter europäischer Staaten werden nicht von dem altruistischen Ultimatum der deutschen Regierung verschont: Adoptiert unsere willkürlich festgelegten Werte – oder akzeptiert das Prädikat des hässlichen Rechts-Populismus! Lautet die Forderung. (Alle politischen Parteien sind populistisch, aber nur diejenigen rechts der Mitte gelten hier als „populistisch“).
Die „guten“ Begriffe sind eben ein effizienter und bequemer Ersatz für Vernunft und rationale Argumente.
Spiegel Titel 51/2015

Der Titel des „Spiegels“ (51/2015) verdeutlicht diese vorherrschende Ansicht, dass das Gute sich links und erhöht befindet und alles was sich nicht links, oder wenigstens in der Mitte halten kann, befindet sich auf der scheifen Ebene. Und die führt nur in eine Richtung – nach rechts und nach unten. Der Untertitel des Bildes fragt: „Verliert Deutschland seine Mitte?“ Dabei sind es doch die Volksvertreter, die ihre „Mitte“ verloren haben. Fürchtet der Staat klare Positionen seiner Bürger, wäre wohl die bessere Frage. Wer nie ein Nazi war, der wird sich auch nach 2 Millionen zusätzlichen Einwanderern keine Glatze scheren und ein paar Springerstiefel kaufen. Ob die Regierung die Gesinnungsdebatte für ihre Ziele entscheiden kann, bleibt jedoch noch offen. Die Mitte rutscht nach rechts – wenn die Regierung weiterhin die Platform ihrer Gesellschaft einseitig nach unten kippt. Der Mensch denkt durch seine Sprache. Diese prognostiziert den baldigen Hirntod des deutschen Volkes.

Siehe auch die Einträge:

ANATOMIE DER KOMPROMISSE

„GUTE TATEN SIND DAS GLEITMITTEL DES BÖSEN“

DIE MITLEIDS-DIKTATUR

DIE DEUTSCHEN OPFER DES PRAGMATISMUS I.

 

17 Gedanken zu „BEGRIFFLICHER UNTERGANG

  1. „Innerhalb weniger Jahre waren vor laufenden Kameras die tiefsten Bereiche des weiblichen Unterleibs ohne großes Aufsehen erreicht“

    Wie soll ich denn das sprachlich anders brandmarken als mit dem üblich gewordenen Unterleibssprachgebrauch, wenn die populistische CDU-Scheißfotze meinem Schatz kein Besuchsvisum geben will?

  2. Ein sehr interessanter, anregender Text. Im Gegensatz zum Kommentar vor mir (Hessenhenker- welch Name?) möchte ich auf eine etwas zivilisiertere sprachliche Ebene zurückkehren; wenn es schon um Sprache geht, und man dessen „Verfall“ beklagt, will ich diesen Verfall, wenn möglich, nicht auch noch zu beschleunigen helfen. Die Sprache schafft hin und wieder mehr Unklarheit als Klarheit.
    Es ergäbe sich natürlich eine Vielzahl von Anknüpfungspunkten zu den hier angesprochenen wichtigen Themen, die eine tiefere Diskussion (auch in der Öffentlichkeit) rechtfertigen würden: „soziale – Gerechtigkeit“, Integration von Kulturen, alles wichtig Fragen, die heute sehr, sehr gedankenlos in den Medien (bin mir nicht sicher, ob ich mich nicht auch hin und wieder, dabei erwischen müsste lassen) verwendet werden – meistens als „Keulen“, da gebe ich Ihnen vollkommen recht.
    Eine kleine Anmerkung senden will ich Ihnen bezüglich der Verwendung des Wortes „Pragmatismus- pragmatisch“.

    Ihr Zitat: Pragmatismus: (Duden: „eine nachträgliche verstandesmäßige Rechtfertigung eines aus irrationalen oder triebhaften Motiven erwachsenen Verhaltens“)….

    Weil ich das Wort „Pragmatiker“ erst unlängst selbst in einem Text, allerdings in einer eher doch positiven Konnotation verwendete, hat mich Ihr Verweis auf die Erklärung des Duden hinsichtlich „Irrationalität und Triebhaftigkeit“ etwas irritiert, weil damit ein Sinngehalt postuliert wurde, der meiner sprachlichen Vorstellung bisher nicht zugrunde lag.
    Das hat mich veranlasst, meinerseits noch einmal Nachschau zu halten und ich fand über den Pragmatismus folgendes.

    Pragmatismus: Philosophische Lehrmeinung, die im Handeln das Wesen des Menschen erblickt u. Wert und Unwert des Denkens danach bemisst.
    Pragmatik: Orientierung auf das Nützliche, Sinn für Tatsachen, Sachbezogenheit. (Duden, Fremdwörterbuch, Band 5, 1990)

    Pragmatismus, gr. pragma = Handeln, Ereignis, Wirksamkeit, insbes. in den USA von Ch.S. Peirce (1829-1914), W. James (1842-1910) und J. Dewey (1859 -1951) entwickelte philosophische Lehre, die im Handeln des Menschen sein Wesen erkennen will u. die das Denken und Entscheiden des Menschen nach dem Nutzen des sich daraus ergebenden Verhaltens beurteilt. Lebensprobleme gelten als Lebensbewältigungsprobleme. Dem Handeln, der prakt. Orientierung (selbst wiss. Tätigkeit), wird gegenüber intellektuell-spekulativer Reflexion der Vorrang zuerkannt. Der Wahrheitsgehalt einer Idee oder Erkenntnis wir nach den Folgen bzw. der Effizienz ihrer praktischen Anwendung bestimmt. (Wörterbuch der Soziologie, Karl Heinz Hillman, Kröner, 1994)

    Pragmatik: Ausrichtung auf Nützliches, Lehre vom sprachlichen Handeln (< 19. Jhdt.) Entlehnt aus gr. pragmatike (techne) Wissen um das richtige Handeln, tüchtig, in Staatsgeschäften erfahren. […] Das Adjektiv pragmatisch schon seit dem 17.Jahrhundert. (Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 23. Auflage, 1999)

    Keinen Hinweis fand ich auf „Irrationalismus“ oder auf „Triebhaftigkeit“, vielleicht gibt es aber doch eine Quelle, die mir weiterhilft?
    Mit besten Grüßen

    • Herzlichen Dank für Ihren interessanten Kommentar und Teilung Ihrer Gedanken.Diese Duden-Definition in unserem Text bezieht sich auf den Begriff „Rationalisierung“. Der Pragmatismuss ist eine häufige Folge. Ich hätte klarer formulieren können. Das Missverständnis kam duch die Satzstellung zustande.
      Beste Grüße, mit „Zeitverschiebung“ aus Kambodscha.

    • die Definition bezieht sich auf Rationalisierung. Pragma ist ein griechisches Wort und bedeutet: Sache. Der Pragmatiker bleibt bei der/konzentriert sich auf die Sache, ist also lösungsorientiert. Das kann gut (harmlos) und schlecht (grauenhaft) sein, je nachdem, um welche Sache es sich handelt. Ethik, Ideologie, Interessen, Zielsetzung, Rationalisierung liegen außerhalb seiner Zuständigkeit (Extremes Beispiel: die Durch-Führer der Endlösung waren Pragmatiker, der „Führer“ nicht).

  3. Danke schön. Ich weiß mein Deutsch ist leider nicht so gut, aber dafür klar und gegen die Begriffsverschiebungen bin ich „etwas“ allergisch. Das mit dem Wieselwort sozial unterschreibe ich sofort.
    Ein anderes ist rechts, oder auch Recht 😉

    • @vitzli: „Gute Ratschläge“ dieser Art zu befolgen, habe ich mir längst abgewöhnt. Abgesehen davon glaube nicht, dass jemand, der sich solch eines martialischen Namens (einschließlich Profilbild) bedient, Ihrer schützenden Fürsprache bedarf.

      • Doch doch, ich bin ein ganz armes, abgebranntes und im völlig falschen Teil der Welt wiedergeborenes Hascherl und bedarf deshalb des Schutzes gleich in Divisionsstärke.

        Der Name „Hessenhenker“ bezieht sich auf Artikel 21 Absatz 1 der hessischen Verfassung und ist somit verfassungsmäßig geschützt.

        Frohe Weihnachten allerseits!

      • („Im falschen Teil der Welt“ fühle ich mich manchmal auch, obgleich ich nicht sagen könnte, welcher Teil denn nun der richtige sei.) Das vom “ armen Hascherl“ glaube ich Ihnen zwar nicht, aber sei’s drum, dafür würde mich das mit der hessischen Verfassung interessieren. Wäre es möglich, dass Sie den Text in dem der „Hessenhenker“ eine Rolle spielt, hier veröffentlichen oder anderswo, wo ich Zugriff hätte? Ich würde ihn gerne lesen. Ist es eine „überholte“ Verfassung oder ist sie gar noch (was ich nicht glauben könnte) in Geltung?
        Mit weihnachtlichen Grüßen
        W.S.

      • Zitat:

        Artikel 21
        Gesetzliche Strafen

        1) Ist jemand einer strafbaren Handlung für schuldig befunden worden, so können ihm auf Grund der Strafgesetze durch richterliches Urteil die Freiheit und die bürgerlichen Ehrenrechte entzogen oder beschränkt werden. Bei besonders schweren Verbrechen kann er zum Tode verurteilt werden.
        Zitatende

        Zwar gehört der Staat Hessen zur Bundesrepublik Deutschland, in welcher die Todesstrafe laut Grundgesetz abgeschafft ist.
        Aber: einst erklärte mir Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Thierse, daß Mißachtung oder Verstöße gegen das Grundgesetz nicht sanktioniert werden, solange er es sei, der es bricht.
        Man darf sich also nicht darauf verlassen . . .

  4. mir hat mal ein gut befreundeter gutmensch vorgeworfen, daß er wohl besser sei, als ich, weil er sich für asylanten einsetze und ich nicht.

    er begriff – trotz sonst hoher intelligenz und meiner erklärung – nicht, daß ich nicht die 1,5% berechtigten asylanten, sondern die 98.5 % asylnichtberechtigten meinte, die auf seine fürsprache hin – EXTREM UNSOZIAL – auf kosten vor allem der armen deutschen durchgefüttert werden.

    seitdem weiß ich, daß die verständnisverteilung ähnlich der der berechtigten asylanten ist … sehr spärlich.

    • Natürlich Vtzli,
      wenn sie es begreifen WÜRDEN, zerstörten sie sich ihre eigenen Axiome. Der Altruismus ist eine Religion – da muss man eben „glauben“. Was außerhalb der Vernunft steht ist gut, weil es als „menschliches“ Gefühl verkauft wird. Dabei ist es gerade die Vernuinft, die uns vom Tier unterscheidet.
      Wie wir schon vorher schrieben: Die Vernunft wird rechts.

  5. „möchte ich auf eine etwas zivilisiertere sprachliche Ebene zurückkehren; wenn es schon um Sprache geht, und man dessen “Verfall” beklagt, will ich diesen Verfall, wenn möglich, nicht auch noch zu beschleunigen helfen. Die Sprache schafft hin und wieder mehr Unklarheit als Klarheit.“
    Es ist schon erheiternd, wenn man dem „ Begriffsverfall“ auf zivilisierter sprachlichen Ebene begegnet und dazu Duden und andere Sprachpanscher aus dem angelsächsischen Raum bemüht. Duden steht für DU musst DEN Begriff benutzen. Außerdem hat Begrifflichkeit nichts mit Zivilisation zu tun, außer das die „Zivilisation“ die Begrifflichkeiten verwirrt. Der Begriff Pragmatismus ist ein Wieselwort, er erhebt eine hypothetische Gedankenübung in den Rang einer wissenschaftlichen Gewissheit (selbst wiss. Tätigkeit).
    „pragmatisch, adj., im 17. jahrh. gebildet nach griech.-lat. pragmaticus (geschäfts-, sachkundig), franz. pragmatique, auf die praxis berechnet und anwendlich, gemeinnützlich: pragmatische gesetze Schuppius 676; die pragmatische sanction (sanctio pragmatica) ‚ein gesetz, welches nicht aus dem rechte der staaten als nothwendig, sondern aus der vorsorge für die allgemeine wohlfahrt herflieszt‘ Kant; pragmatische regeln, klugheitsregeln; pragmatische rechte, die in der staatsverfassung gewährleistet sind; ein pragmatischer beamter (in Baiern), der pragmatische rechte, namentlich das pensionsrecht besitzt; in zusammenhängender weise belehrend (pragmatischer auszug J. Paul mumien 3, 10), namentlich im ursächlichen zusammenhange der begebenheiten darstellend oder dargestellt: pragmatischer geschichtsschreiber. Siegfr. v. Lindenb.2 3, 148; der pragmatische geschicht- und reisebeschreiber. Herder stimmen d. völker 62; pragmatische autoren. Gervinus4 5, 215; pragmatische geschichte. Wieland 19, 360; diese .. folgen, welche das pragmatische in der geschichte ausmachen. Möser 3, 287; diese pragmatische ansicht. Gervinus4 5, 358, manier 427;
    eine haupt- und staatsaction
    mit trefflichen pragmatischen maximen (maximen der pragmatischen
    geschichtschreibung).
    Göthe 12, 38 (Faust 1, 584 Weim.).“
    (http://woerterbuchnetz.de/DWB/?sigle=DWB&mode=Vernetzung&lemid=GP06968#XGP06968)
    Pragmatisch ist ein Adjektiv, wie athletisch oder cholerisch und es gibt keinen Cholerismus.
    Der Pragmatiker wiederum ist der geschäfts- und sachkundige Verkäufer des Wieselwortes.

    Sozial dagegen hat keine deutsche Entsprechung, es ist ein aus dem französischen und lateinischen entlehntes Wieselwort. Im Deutschen entspricht ihm gesellschaftlich, was sich ausschließlich auf die Volksgemeinschaft bezieht. Denn die Gesellenschaft ist deutsch. Das französische Wieselwort überträgt die notwendige Solidarität der Gesellen auf eine fiktive Solidargemeinschaft, die vom Wohlfahrtsausschuss dominiert wird. WIR wissen sehr wohl, was sozial bedeutet, zumal Wikipedia unsozial mit dem Nationalismus gleichsetzt. Sozial ist die Stigmatisierung der Nation, des Gesellen, der Gemeinschaft. Sinnigerweise ist der Sozius auch heute in unser aller Munde. Das ist der Mitfahrer, der keinen eigenen Beitrag zum Erwerb oder Unterhalt des Motorrades leistet, aber dennoch zu seinem Ziel kommt.

  6. Ich soll doch jetzt tatsächlich den Begriff „Besuchsvisum“ nicht mehr erwähnen.
    Das Wort führe im Kontext, daß meine Verlobte kein Besuchsvisum bekommt, angeblich zu Unmut gegenüber solchen Ausländern, die sich im Land aufhalten.

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