BRAUCHT ARBEIT EINE ERKLÄRUNG?

 

Die Produktivität (im Sinne von körperlicher und geistiger Arbeit) ist ein natürliches Element menschlichen Wesens und Seins. Arbeit und ihre Ergebnisse entstehen also aus dem Individuum; jeder Einzelne erschafft sich selbst seine Arbeit, er arbeitet für sich selbst, für seine eigene Entwicklung und nach seinen eigenen Bedürfnissen. Arbeit ist somit keine Gabe, keine Errungenschaft einer fortschrittlichen humanen Gesellschaft und sicher kein „Geschenk“ eines sozialen Staates.

Allein schon die Begriffe des Arbeitgebers und Arbeitnehmers sind Oxymorone und unmoralisch. In einer wirklich menschlichen Gesellschaft wird Arbeit nämlich nicht verteilt oder von der Politik geschaffen, sondern ermöglicht. Der entscheidende Unterschied zwischen verteilter Arbeit und ermöglichter Arbeit ist der, dass in einer tatsächlich gerechten Gesellschaft der Staat ihren produktiven und arbeitswilligen Mitgliedern keine Hindernisse in den Weg legt, um sich zu entfalten.

Als ich mich mit einem Manuskript für ein neues Buch in einem Cafe entspannte, bemerkte ich einen Faltprospekt mit dem Titel „Über den Sinn menschlicher Arbeit“. (Die Überschrift provoziert zu der sarkastischen Bemerkung, dass sich darüber wohl die vielen Harz IV-Empfänger wundern können.) Die Broschüre warb für eine multimediale Präsentation und ein Diskussionsprogramm über dieses Thema, im Frankfurter Senckenberg Naturmuseum, zwischen Mai und September 2012. Die einleitenden Worte in dem Faltblatt stellten unter anderem die Fragen: „Welchem Zweck dient die Arbeit und wer definiert das? Wie entwickelt sich die individuelle Haltung zur Arbeit in Kindheit und Schule? Welche Bedeutung hat Arbeit jenseits von Macht, Geld und Anerkennung?“ Die Veranstaltungen versprachen eine Suche nach den Antworten. Benötigen wir schon Hilfe mit dem Begriff Arbeit, als sei es ein kürzlich entdecktes, rätselhaftes Phänomen? Wenn man schon glaubt, dass man die Grundfunktionen des menschlichen Seins hinterfragen muss, sollte man sich nicht zuerst mit der Notwendigkeit des Denkens beschäftigen?

 

5 Gedanken zu „BRAUCHT ARBEIT EINE ERKLÄRUNG?

  1. Dazu vielleicht noch folgendes. Durch die Arbeitsteilung ist auch eine Verteilung der Ressourcen (vorallem Nahrung) entstanden, welches eine unabhängige (staatenunabhängige) Lebensweise negiert.
    Insofern besteht also die Gesellschaft aus vielen Rädchen, die sich gegenseitig ergänzen. Eine Gesellschaft ist also nur dann überlebensfähig, solange sie die Mitglieder beschäftigen kann.
    Insofern kann zwar auch Nicht-Arbeiten eine Form der Arbeitsteilung sein, jedoch nur dann, wenn sie auch von der Mehrheit getragen wird.

    • „Dazu vielleicht noch folgendes. Durch die Arbeitsteilung ist auch eine Verteilung der Ressourcen (vorallem Nahrung) entstanden, welches eine unabhängige (staatenunabhängige) Lebensweise negiert.“

      Das ist falsch! (Beispiele für Quellen: „THE INDIVIDUAL AND HIS SOCIETY“, Abram Kardiner M.D., Columbia University Press, 1939 und „THE ORIGINS OF POLITICAL ORDER“, Francis Fukuyama, Profile Books Ltd, London, 2011).

      „Insofern besteht also die Gesellschaft aus vielen Rädchen, die sich gegenseitig ergänzen. Eine Gesellschaft ist also nur dann überlebensfähig, solange sie die Mitglieder beschäftigen kann.
      Insofern kann zwar auch Nicht-Arbeiten eine Form der Arbeitsteilung sein, jedoch nur dann, wenn sie auch von der Mehrheit getragen wird.“

      Sehen Sie nicht, wie Sie sich selbst in diesen Sätzen widersprechen? Wie diesen Aussagen die prinzipiellen Bezüge fehlen? Wie sie nicht falsifizierbar sind? Außerdem, menschliche Gemeinschaften ENTSTEHEN aus Interessen-und Arbeitsteilungs-Vorraussetzungen, nicht umgekehrt.
      Viele Grüße ins Schwobeländle!

      • Sorry, sehe ich überhaupt nicht, bitte konkretes nachvollziehbares Beispiel nennen, das unter den genannten Bedingungen funktionieren kann.
        „Ausserdem, menschliche Gemeinschaften ENTSTEHEN aus Interessen-und Arbeitsteilungs-Vorraussetzungen, nicht umgekehrt.“ So war es am Anfang, heute mehr aus Kriegen und Zwängen.
        Bisher keine Antworten auf meine konkreten Fragen und auch keine konkreten Beispiele. Insofern ist es dann schwer für mich, da passende Antworten zu formulieren.
        Prinzipieller Bezug zu was?
        Ich würde es jetzt vorziehen das mal am konkreten Beispiel zu analysieren.

  2. Die Fragen, die du in deinem Artikel über Arbeit gestellt hast sind durchaus interessant. Schade, dass du nicht genauer darauf eingehst, wie deiner Meinung nach der Staat eine Entfaltung verhindert?

    • Hallo! Vielen Dank für Ihren Kommentar und Ihr Interesse. Die Fragen, mit denen man hoffte Teilnahme zu wecken, wurden von dem Veranstalter gestellt und sind für mich persönlich nicht relevant.
      Der Staat verhindert die Entfaltung seiner Bürger auf vielfältige Weise:
      1. Zunächst (und am Wichtigsten), in dem er die Produktivität so definiert, dass sie in seine politische Konzepte passen. Diese Politik spiegelt sich in der Gesetzgebung für den Handel, Wirtschaft und Finanzen.
      2. Unter dem Deckmantel der „Fürsorgepflicht“ wurde dem Deutschen Staat zu viel Verantwortung und Regulierungsmacht übertragen (oder fahrlässig überlassen). Diese Verwaltung kostet enormes Geld, schafft unvorhergesehene Ungerechtigkeiten, irrationale Barrieren, erhöht das Gründungsrisiko, verzögert Geschäfte und verzerrt den Wettbewerb.
      3. Denken Sie an die berüchtigte „DIN“, der jede Büuroklammer unterliegt, Umweltauflagen, Arbeitsrecht, Zölle, Subventionen, Vorschriften „hoch 10“, usw, usw.
      Es gibt Nationen, mit starken Rechtsgrundlagen (wo erforderlich), um die Bevölkerung vor Kriminalität zu schützen, in denen sich aber der Einzelne verwirklichen kann, ohne mit einem Bein in einem Prozess zu stehen oder, dass ihm Bussgelder drohen. Viele Übel hat die EU noch verstärkt.

      Selbstverantwortung und arrogante staatliche Omnipotenz sind Themen in den meisten Artikel in diesem Blog. Viele der Antworten sind darin schon argumentiert. Die Frage ist, ob sie Ihnen gefallen.
      Beste Grüße

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