„GUTE TATEN SIND DAS GLEITMITTEL DES BÖSEN“

Gerechtigkeit per se gibt es nicht, wohl aber ein natürliches Gleichgewicht.
Das letztere hat mit den menschlichen Vorstellungen von „Ausgewogenheit“ nichts zu tun.
Der Begriff der Gerechtigkeit beinhaltet individuelle Werte und ist ein Widerspruch in sich; schon alleine dadurch, dass er stets die Notwendigkeit zur Gewalt beinhaltet. Zum anderen, weil Gerechtigkeit niemals für mehr als die Hälfte einer Gemeinschaft gelten kann.

Gerechtigkeit erfordert die „Recht-nahme“ des Einen über den Anderen – deren Resultate sich weltweit bestätigen.
Im Grunde, ist das Konzept der Gerechtigkeit eine Demonstration menschlicher Arroganz und Ignoranz gegenüber den Gesetzen der Natur.
Unsere totale Gerechtigkeit ist erst erreicht, wenn wir uns alle zu Tode „gerechtet“ haben – dann übernimmt wieder das natürliche Equilibrium. Dies scheint nur ohne den Menschen möglich.

14 Gedanken zu „„GUTE TATEN SIND DAS GLEITMITTEL DES BÖSEN“

  1. Guten Tag!
    Was bedeutet eine gute, oder „gerechte“ Gesellschaftsordnung?

    Die längste Friedensperiode der Geschichte hat es anscheinend in Japan gegeben – der (scheinbar sehr weise) Kaiser Iyeasu Tokugawa hat wie üblich einen Krieg gewonnen, und dann neben jeden ehemaligen Feind und dessen Burg einen seiner Verbündeten gesetzt, außerdem mussten die Familien der Fürsten alle in Tokio leben.

    Niemand wagte den anderen noch anzugreifen, es war wohl so eine Art spieltheoretisches Gleichgewicht der Kräfte.

    Ich bin kein Experte aber ich glaube, die Lehren von Konfuzius gingen auch immer in eine ähnliche Richtung, auf der Suche nach der größt möglichen Harmonie.

    Für mich ist dies der glaubwürdigste Weg, eine friedliche und auch für mich lebenswerte Umgebung zu schaffen. Auf die Moral meiner Mitmenschen vertraue ich hingegen nicht immer, auf die Moral von sprechenden Köpfen im Fernsehen fast gar nicht und auf die Moral von institutionellen Gebilden ganz sicher nicht.

  2. Dem zuzustimmen, dass es keine „Gerechtigkeit per se“ gibt, fällt mir leicht. Dem zweiten Ansatz, dem vom „natürlichen Gleichgewicht“, zuzustimmen, führt meines Erachtens auf sehr unsicheres, „biologistisch“ geprägtes Terrain. Abgesehen davon: Die „Natur“ kümmert sich in ihren Abläufen um menschliche „Gleichgewichtsvorstellungen“ wenig. Es sind vielmehr unsere (nachträglichen, oft idealisierten) Vorstellungen, die wir bemühen, um die Vorgänge der Natur sinnvoll erscheinen zu lassen. Das sooft zitierte „Gleichgewicht“ ist nicht mehr als das Ergebnis menschlichen Ordnungsbemühens und nicht Prämisse natürlichen Geschehens, insofern ist „Gleichgewicht“ sowohl als „Idealvorstellung“ für Vorgänge in der Natur als auch für die in sozialen Verhältnissen ablaufenden als Erklärungsmodell wenig geeignet. (Gleichgewicht – ein Thema, dessen Durchleuchtung man durchaus Zeit und Raum widmen sollte. Vielleicht gibt es hier ja bald mehr darüber zu lesen – das hoffe ich jedenfalls.) Mit besten Grüßen W.S.

    • Hallo Dr. Schrittwieser, nett von Ihnen zu „hören“ und Danke für Ihren Kommentar.
      „Das sooft zitierte “Gleichgewicht” ist nicht mehr als das Ergebnis menschlichen Ordnungsbemühens und nicht Prämisse natürlichen Geschehens“. Volle Zustimmung. Genau das war mein Punkt.
      Vielleicht wird es in meiner Antwort zu „Gastmanns“ Kommentar klarer.
      Herzliche Grüße

  3. @ Gastmann:
    Hallo und vielen Dank für Ihren interessanten Beitrag.
    Das Prinzip der politischen Geisel war nicht auf Japan beschränkt. Das Römische Reich nutzte die Methode – mit mindestens einer katastrophalen Folge durch Verrat. Es ist eine stark kulturgebundene politische Institution.
    Ebenso ist das mit „gut“ oder „gerecht“. Diese ändern sich mit den verschiedenen kulturellen Institutionen und es gibt keine universelle „default condition“ (wie sie z.B. Amartya Sen bei der Demokratie vermutet).

    Mein Punkt war, dass jegliche staatliche Maßnahme eines vermeintlichen „Ausgleichs“ Gewalt oder Zwänge über andere erfordert und somit wiederum zu Konflikten führt. Ein von Menschen erzwungenes Gleichgewicht ist eben keines. Wenn es so etwas wie ein natürliches Gleichgewicht für den homo erectus gibt, dann war es in Kraft bevor der erste Mensch sich das Recht nahm für einen anderen zu sprechen.
    Nette Grüße

  4. „Zum anderen, weil Gerechtigkeit niemals für mehr als die Hälfte einer Gemeinschaft gelten kann.“

    Wieso das denn? Ich sehe das überhaupt nicht ein. Recht und Gerechtigkeit haben doch nicht mit Mehrheiten zu tun….

    • Hallo FDominicus und Danke für Ihren Kommentar.
      „Recht und Gerechtigkeit haben doch nicht mit Mehrheiten zu tun….“
      So sehe ich das auch; aber die „Guten“ und Gleichmacher streben nach „gleichmäßiger Verteilung“, natürlich nach deren Standards. Wie bei der materiellen Umverteilung bedeutet das Erteilen von Gerechtigkeit an den Einen, die Ausübung von Zwang oder Gewalt an einem Anderen.
      Herzliche Grüße

  5. hallo alphachamber,

    eine sehr interessante überlegung. ich habe allerdings ne weile gebraucht, bis ich es (hoffentlich) verstanden habe.

    im grunde sind solche tiefer gehenden gedanken natürlich reinste depressiva :-/

    gruß,
    vitzli

    • Hallo aus Hong Kong, Vitzli und vielen Dank für Ihren Kommentar.
      Ich muss noch mehr an meiner Dialektik arbeiten; wunderte mich schon über vorhergehende Kommentare, in denen sich auch ein gewisses Unverständnis zeigt. Ich bin sicher, Sie zogen die richtigen Schlüsse. Aber bitte fragen Sie, wenn Sie was diskutieren möchten. Herzliche Grüße

  6. Für die Versicherungswirtschaft bedeutet Gerechtigkeit, wenn die Bundestagsparteien ihnen mit einem neuen Gesetz „zum Besten der Menschen“ erlauben, keine Überschußbeteiligungen für Lebensversicherungen mehr auszahlen zu müssen.
    Denn das Geld würde ja nur den Charakter der Menschen verderben, also bereichert man sie, indem man ihnen ihr Geld vorenthält.

    • Hallo Henker, Danke für Ihren Kommentar.
      Ja, Versicherungen sind die Weltmeister der „statistischen Verteilungskünste“ und der magischen Werteumwandlung.
      Nette Grüße

      • Aber muß es ausgerechnet eine Werteumverteilung von mir über die Versicherung an die im Aufsichtsrat der Versicherung sitzende CDU sein? (In meinem Brandfall).

        Im Falle der Millionen Lebensversicherungskunden finde ich es fast in Ordnung, denn zuvor war ja von denen auch keiner mit mir solidarisch.

      • Nun Henker, Lebensversicherungen sind der größte Betrug überhaupt.
        Ich kenne Dutzende die sich dagegen versicherten, und mussten noch bis zu über 50 Jahre warten 🙂
        Was ich von Solidarität halte ist ja bekannt.

      • 🙂 Es sind ja ErLebensversicherungen, weil es kombinierte Sparverträge mit Risikolebensversicherung sind.

        Bei binationalen Ehen muß ich nach meinen Erfahrungen mit deutschen Betrügerkonzernen vermuten, wird ins Ausland nie gezahlt.
        Die werden einfach mitteilen (wenn sie überhaupt antworten), daß es nichts gibt wegen Ist nicht, und behördensprachunkundige Asiaten akzeptieren das dann eben.
        Konzern sackt alles ein, auch die eingezahlten Gelder.
        Deshalb würde Timoschenko auch keinem Versicherungsboss in den Kopf schießen wollen.

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