ZUM EHRENTAG


Vor 5 Jahren kam der folgende Eintrag von der Mutter unseres Autors. Diese Dame feiert im Juli ihren 95. Ehrentag. Geboren 1923, hat sie all das erlebt, über was noch oft geschrieben wird. In ihrem Alter besitzt sie Fähigkeiten die vielen Jüngeren fehlen: einen scharfen analytische Geist, unermüdliches lernen und lesen, ein klares Gedächtnis und vernünftige Urteilskraft.

2013 schrieb sie dieses Gedicht ber ihre Heimat:

ENDLOSE SÜHNE

Mein Vaterland hab’ ich verloren,
stets strömen fremde Völker ein;

kaum einer ist hier mehr geboren,
wie soll es denn so besser sein?

Auf meinen Wegen durch die Stadt,
fühle ich mich nicht daheim:

mein Nachbar, ausgesucht vom Staat,
will ja auch nicht Deutscher sein.

Kulturen sind gewachsen
zum Zweck der eignen Rasse,

aus bunter Vielfalt Nützlichkeit
wird homogene Masse.

Wir litten auch im letzten Krieg,
uns sollte gar nichts mehr gehören.

Die ganze Welt zog aus zum Sieg,
am End’ wollt’ man uns nur zerstören.

Durch Angst und Hunger eng vereint
und gegen aller Neider Chor,

sind wir wieder aufgestanden –
stärker noch als je zuvor.

Schrien noch einig die Nationen:
Nieder mit der deutschen Klasse!

Als einz’ge Sünder ohne schonen,
machte jeder durch uns Kasse.

Trotz allem finanziellen Bluten,
sind die Gemüter and’rer Staaten

noch immer nicht beruhigt im Guten –
zu weit’rer Demut wird geraten.

Und zum Beweis, dass wir uns bessern,
müssen wir uns nun verwässern.

Das Ausland mischt in allem mit –
jeder darf hier mitentscheiden.
Und dass es ihr auch klar versteht,
zensiert man uns bei jedem Schritt,
durch moralisches Beschneiden
des Deutschen Souveränität.

Ein Volk ist stark durch die Kultur,
deshalb muss man die auch zerstören,
durch ungehemmte Fremdeinfuhr.

Um unser Geld sich jeder rauft,
zuletzt will man noch uns’re Seele –
doch haben uns’re eignen Herren
sie schon seit längerem verkauft.

*     *.    *

Weder sie noch ihre Eltern waren Mitglieder der NSDAP. Als Stabshelferin durchlebte sie den Krieg und, als alleinstehende Mutter von 2 Kindern, die Jahre der Armut, Not und generellen Mangel an den elementarsten Dinge des Lebens.

Die Autorin des Gedichtes ist eine würdevolle Frau. Wenn ihr alter Rücken schmerzt läuft sie dennoch aufrecht und mit gehobenem Haupt zum Einkauf. Sie besteht darauf, ihre beiden schweren Taschen, eine nach der anderen, in die 3. Etage zu schleppen. Dabei vermeidet sie von ihren Nachbarn gesehen zu werden wie sehr es ihr Mühe bereitet. Sie nimmt keine Hilfen und Unterstützungen in Anspruch und verzichtet auf Rollator und Alten-Dienste. Alleine zu Hause, kleidet sie sich hübsch und geschmackvoll um ihrer selbst willen und bemüht sich, den Menschen denen sie begegnet einen gefälligen, optimistischen Anblick zu bieten. Sie hat sich ihre eigene Meinung mehr als verdient und er-lebt. Man kann sagen was man will, aber zu den Leistungen ihrer Generation ist heute niemand mehr imstande.

Als ehemalige Justizangestellte und gebildete, stets rational denkende Person, weiß sie, dass der Begriff “Kollektivschuld” juristisch und moralisch bedeutungslos ist. Gesetz, Recht und die Ethik beziehen sich immer auf die Handlung eines Individuums. Kollektivschuld, Erbschuld, Erbsünde sind Begriffe aus der Mystik religiöser, autoritärer Ideologien und gesellschaftlicher Gesinnungskontrolle.

Nach der Niederlage waren die Deutschen nicht einfach “Verlierer”. Nein, ähnlich wie 1918 schon, handelte es sich ab 1945 um 60 Millionen Mitglieder der Kriegsverbrecherpartei und blutrünstige, menschenverachtende “Krauts”. Was die alte Dame dabei am meisten schmerzt und frustriert ist, dass man heute so tut als wären ihre Zeitgenossen “andere” Deutsche gewesen. Ein Volk das sich, in nicht ganz erklärbarer Weise, durch einen satanischen Zauber in ein Reich der Finsternis begab. Heute sind wir also die “neuen, richtigen und eigentlichen” Deutschen, die von ihrer Alptraum-haften Verwandlung erlöst wurden und mit dem “damaligen” verhexten Menschen nichts mehr gemeinsam haben.

Diese Verwandlung zurück in die zivilisierte Gemeinschft der Nationen, ist den Deutschen allerdings nicht geschenkt. Sie ist eine Leihgabe, und muss durch ständige Demuts-Rituale, Gesten der Unterwerfung, Reue und, natürlich, handfester Zahlungen bis ans Ende der galaktischen Zeitdimensionen erneuert werden.

Unsere Autorin ärgert sich besonders darüber, dass die jüngeren Generationen sich von verfälschten, politisch korrekten Geschichtsdarstellungen beeindrucken läßt. Die jährlichen “Gedenktage”, Paraden von aufbereiteten “Dokumentation”, den ewigen selbstgefälligen “nie-wieder”-Ansprachen und Gesinnungsmanipulationen. Ihre gefallene Jugendliebe ist kein “Opfer” dem man gedenkt, nur ein toter Feind. Deutsche Helden gibt es nicht, nur gewissenlose Aggressoren und kalte Befehlsempfänger.

Sie fühlt sich verzweifelt und hilflos gegenüber jüngeren Menschen, die ihr in ignoranter Respektlosigkeit über den Mund fahren, wenn sie zu erzählen wagt, dass in den 12 Jahren des Nationalsozialismus entgegen der offiziellen Version im Sommer auch die Sonne schien, Dass Menschen liebten, lachten und erschufen. Es gab Fröhlichkeit, verlässliche Freundschaften, nachbarschaftliche Fürsorge, Sicherheit und Familiensinn, Vertrauen, Respekt und Höflichkeit. Als Überlebende einer Katastrophe fühlt sie sich belehrt von einer Generation, die nie auch nur annähernde Verhältnisse durchmachen mußte und sich jetzt als Freizeit-Heilige aufspielen.

Die Dame verachtet unsere Staatsoberhäupter, die in anderen Ländern auf die Knie fallen, in naiv-lächerlichen Gesten photogen die Hände halten und sich vor anderen verbeugen. Sie kann sich nur schwer ein Bild vorstellen, auf dem Napoleon und Blücher Händchen halten. Vor allem sollte sich niemand in ihrem Namen entschuldigen, für etwas, das sie nicht zu verantworten hatte, von Personen, die diese Zeit nicht kannten und die sich mit ihrer heuchlerischen Demut politisches Profil erschleichen. Entweder man akzeptiert ein “neues” Deutschland, oder man hält jede Generation erneut als Geisel für alle Zukunft. Für den Kanzlerkandidat, der die Deutsche Souveränität wiederherzustellen verspricht, schleppt sich unser alte Dame gerne nochmals in eine Wahlkabine.
(Feb., 2013)

4 Gedanken zu „ZUM EHRENTAG

  1. „Die Dame verachtet unsere Staatsoberhäupter, die in anderen Ländern auf die Knie fallen, in naiv-lächerlichen Gesten photogen die Hände halten und sich vor anderen verbeugen. “

    Bin völlig dabei. Gruselig, für mich die Katastrophe überhaupt Brandt und sein Nachfolger Schmidt. Was für ein …. Dann diese „Ostverträge“ Damit finanzierten wir die Diktatur der SED.

    Auch völlig vergessen die Kriegsverbrechen der Gewinner:
    – Massenbombardierungen
    – Massenvertreibung

    Was machen wir? Wie schrieb irgendeine der aktuellen Politilker. „Komm zurück Bomber Harris“ oder so was.

    Fakt ist: Nach allen unserne „guten Menschen“ haben alle Menschen Rechte nur die Deutschen nicht, die darf man behandeln wie man will…

    Verachtung trifft es nicht mehr annähernd. Wenn ich dann noch sehe wie die Deutschen in der Mehrheit der noch Wählenden ein „weiter so“ wählen, dann ist Verachtung noch das harmloseste was ich mir dazu denken kann.

    • Bei einem diplomatischen Empfang hier unterhielten wir uns mit dem franzosischen Polizeiattache. Mein Freund sagte, er schäme sich Deutscher zu sein. Der Franzose: „Wegen der 6 Milliionen Opfer?“ Nein, antwortete mein Freund, „wegen meiner 70 Millionen Landsleute“ 🙂

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