FEUDAL-SOZIALISMUS VS. KAPITALISMUS

Keiner hat es treffender gesagt als Sir Winston Churchill: The inherent vice of capitalism is the unequal sharing of blessings. The inherent virtue of socialism is the equal sharing of miseries.“ (in einer Rede vor dem Englischen Unterhaus, 22.10.1945.)
Der heutige Klassenkampf hat die gleichen Ziele wie die der vorhergehenden. Mit dem erstaunlichen Unterschied, dass man anstatt
mehr heute weniger Freiheiten fordert – besonders für den unternehmerischen Klassenfeind und die Hochfinanz. Dafür lieferte der Begründer der Vergleichenden Politologie, Alexis de Tocqueville schon 1840 die besten Worte: “…es existiert im menschlichen Herzen ein verdorbener Hang zur Gleichmacherei, der den Schwachen dazu antreibt, zu versuchen, den Mächtigeren auf seine eigene Stufe herunter zu ziehen, und Menschen zu einer Haltung erniedrigt, welche die Gleichheit in der Sklaverei der Ungleichheit in Freiheit vorzieht.” Ursache ist ein soziales Phänomen, das sogenannte Tocqueville-Paradoxon”, nach dem sich mit dem Abbau sozialer Ungerechtigkeiten gleichzeitig die Sensibilität gegenüber verbleibenden Ungerechtigkeiten erhöht.

Nur ein irrationaler Ideologe würde behaupten, dass das kapitalistische Wirtschaftsystem der BRD nicht generell enormen und realen Wohlstand brachte. “Generell” bedeutet, dass es eben nicht für alle funktionierte. Leider funktioniert das System heute noch weniger gut. Das liegt nicht daran, dass der Kapitalismus per se nichts mehr taugt. Sondern daran, dass er durch stetige staatliche Eingriffe langsam aber bewusst umfunktioniert wurde und an unsinnige, politisch opportune Begriffe wie “Soziale Marktwirtschaft” angepasst werden musste. Dies führte, seit Ablauf des Wirtschaftswunders Ende der 60er Jahre, zu dem Zustand der am besten als Feudal-Sozialismus zu bezeichnen ist – eine Mischwirtschaft, die weder dem ursprünglichen Kapitalismus, noch einem Sozialismus gleicht, aber die Nachteile beider Systeme vereint.

Der Kapitalismus ist keine Ideologie, sondern die “Standardform” (default economic system) der Ökonomie einer freien Gesellschaft (haben Sie schon einmal Demonstranten in dunklen Nadelstreifen-Anzügen und Aktentaschen gesehen, die durch Arbeiterviertel marschierten und schrien “Hayek”! “Hayek”! Hayek”!?) Ohne den Kapitalismus gibt es keine Demokratie. Es ist irrational eine “echtere” Demokratie zu fordern aber den reinen Kapitalismus als teuflisches Werkzeug des Faschismus abzulehnen, mit dem er nun garnichts zu tun hat – obwohl die Linke diesen Mythos mit Interesse am Leben erhält. Im Faschismus und Nationalsozialismus wurde die Großindustrie ebenso de facto verstaatlicht wie im Kommunismus, obwohl weniger eklatant. Was nur beweist, dass kein brauchbares System ohne kapitalistische Strukturen überleben kann.

Gescheitert ist nicht der Kapitalismus; gescheitert sind nur die Experimente mit den Erwartungen, welche die Parteien durch rein politische Phantasien und billige Wahlpropaganda in die Köpfe der Bürger pflanzten. “Soziale Gerechtigkeit”, “Angemessener Lebensstandart”, “Wohlstand für Alle”, wurden als Ziele gesetzt. Aber ihre Unerreichbarkeit wächst proportional mit den Zwängen die dahin führen sollen. Das ist eine soziale Gesetzmäßigkeit. Der Strata, die es heute durch eigene Produktivität und den vorher schon vorhandenen staatlichen Institutionen nicht schaffen, wird es auch mit weiteren Zuteilungen mitnichten gelingen dauerhaft von sozialer Hilfe unabhängig zu werden. Von wievielen Glücksspielgewinnern z.B. weiß man, dass sie mit ihren Millionen ein erfolgreiches Unternehmen gründeten und Arbeitgeber wurden? Vom Kapitalismus “weiß jeder“, dass er die Armen erst “erschaffen” hat, indem er die Wohlhabenden reich machte!

Diejenigen, die gegen Großunternehmen und Monopole wettern, sollten verstehen, dass es ein Ziel jeden Sozialstaates (auch eines autoritären) ist, die Privatwirtschaft so komplett wie nur möglich unter seine Aufsicht zu bringen. Wenn man private Firmen kontrollieren will ist es besser sie erst zu vergrößern. Was ist einfacher: 5.000 Katzen vor seinen Wagen zu spannen oder 5 riesige Ochsen? Die Regierungen erreichen das, indem sie immer neue Auflagen und Regularien für eine bestimmete Branche erteilen, welche kleine Betrieb nicht mehr erfüllen können. Die beiden demokratischen Kriegsadministrationen der USA unter Woodrow Wilson und F.D. Roosevelt (siehe “New Deal”) haben das, obwohl mit mäßigem wirtschaftlichen Erfolg, vorgemacht.

Mit Beginn der Industrialisation ersetzte die Maschine nicht nur weitgehend die Zünfte und das Handwerk, sondern ermöglichte auch Mitgliedern des Dritten Standes Alternativen für ihre Lebenbedingungen. Der Kapitalismus hatte zweifelsfrei emanzipierende soziale Auswirkungen. Allerdings machte sich der Staat bald zum Mitbewerber der Privatwirtschaft. Er freute sich besonders über die neuen Einnahmenquellen, die breiter, verlässlicher und einfacher zu verwalten waren. Dazu schrieb G. W. F. Hegel in seinem Original-Manuskript über die Reichsverfassung 1801: “In den neuen zum theil ausgeführten Theorieen aber ist es das Grundvorurtheil, daß ein Staat eine Maschine mit einer einzigen Feder ist, die allem übrigen unendlichen Räderwerk die Bewegung mittheilt;… – (soll) ein unmittelbarer Ausfluß und Wirkung der obersten Regierung seyn, im ganzen Staate jeder Bissen vom Boden der ihn erzeugt, zum Munde in einer Linie geführt werden, welche durch Staat und Gesetz und Regierung, untersucht, berechnet, berichtigt und befohlen ist [sic].

Der Junghegelianer, Karl Marx, übernahm von seinem Mentor dessen frühe Sorgen über die sozialen Auswirkungen der Fabrikarbeit. Marx war großartig in der Beschreibung der elementaren Probleme der Gesellschaft, aber keine seiner wichtigsten Prognosen haben sich verwirklicht. Der politisch absolut unverdächtige, liberale Karl Mannheim schrieb vor seinem Tod 1947 über den Kommunismus, dass “…die utopische Idee einer klassenlosen Gesellschaft die Hauptursache der Verwirrung und Hindernisse einer reformistischen Transformation…” gewesen sei.

Der echte, reine Kapitalismus existiert nur durch fairen, ehrlichen und gleichberechtigten Handel. Die rationalen Selbstinteressen der Menschen brauchen nicht aufeinanderzuprallen. Es entsteht kein Konflikt zwischen Individuen die nicht das Unverdiente erwarten, die keine Opfer bringen und auch keine verlangen. Die sich untereinander wie Kaufleute verhalten und Wert mit Gegenwert begleichen. Dieses Prinzip des Handels ist das einzige ethische Prinzip in allen Menschlichen Beziehungen, persönlich, sozial, privat oder öffentlich, spirituell oder materiell. Es ist das Prinzip der Gerechtigkeit. Ein “Kaufmann” ist ein Mensch der verdient was er bekommt und nichts Unverdientes nimmt, oder gibt. Er behandelt andere weder als Herren noch als Diener, sondern als Gleichberechtigte. Solche Menschen erwarten nicht, dass sie für Ausfälle bezahlt werden, nur für ihre Leistungen. Sie übertragen nicht ihre Lasten auf andere und geben ihre Existenz nicht als Kaution für die Schulden anderer.

Dieses vernünftige Verhältnis hat der Staat durch seine eigennützige Einmischung verhindert und sich dadurch zum Komplizen des Sozial-Aktivismus gemacht. Dieser erpresst nun den Staat und fordert immer weitere Zugeständnisse, welche Ungerechtigkeiten nur verlagern, aber nicht mehr ausgleichen können. Der traditionelle Unternehmer besaß in seiner Branche hervorragende Kompetenz, plante langfristig, stand mit voller Verantwortung und seinem guten Namen hinter seiner Firma und sorgte sich um seine Mitarbeiter.

Die Geschichte zeigt, dass es staatlichen Zwängen kaum bedarf, wenn es um betriebswirtschaftlich vernünftige Entscheidungen geht. Die alte Firma Friedrich Krupp, Vorläufer der heutigen ThyssenKrupp AG, war der größte Industriekonzern Anfangs des 20. Jahrhunderts und galt für lange Zeit nach dem 2. Weltkrieg als Inbegriff des „bösen“ Kapitalismus. Tatsächlich aber, war Krupp ein fortschrittliches Unternehmen und Alfred Krupp erkannte die Vorteile der Ausgewogenheit zwischen den Pflichten und Privilegien unter seinen Betriebsangehörigen. Mit dem „General-Regulativ“ von 1872, verfasste er in 72 Paragraphen eine detaillierte Betriebsordnung (beinahe eine Betriebsverfassung), deren Inhalt auch Reichskanzler Bismarck zu seiner speziellen Form des Sozialstaats inspirierte und der dann weltweite Bewunderung fand, inkl. der USA.

Die Paragraphen §19. bis §23. beschreiben die verschiedenen Verfahren für Lohnerhöhungen, Belohnungen und Anerkennungen für außergewöhnliche Dienste, sowie Einrichtungen für Schulen, Fortbildung- und Unterhaltung, Kinder- und Altersheime, Kranken- und Pensionskassen, Krankenhäuser, Lebensversicherungen, Consumanstalten [sic] für Nahrungsmittel und Kleidungsstücke und schließlich billige oder gar freie Wohnungen. Kriege und der Nationalsozialismus machten die Eigenständigkeit der Konzerne zunichte. Glauben Sie nicht, dass Krupp lieber Kochlöffel produziert hätte als Kanonen und die IG Farben lieber Medikamente als Giftgas? Den Staat anzurufen um den Kapitalismus zu bereinigen, ist als mache man den Dieb zum Wächter – dies sieht man inzwischen bei den Banken.

7 Gedanken zu „FEUDAL-SOZIALISMUS VS. KAPITALISMUS

  1. Recht dünner Artikel. Man hat schließlich Krupp nicht mit Waffengewalt gezwungen Mordwerkzeuge herzustellen. – Ich finde dass Sie interssante Ansätze verfolgen, aber es mangelt leider an intellektueller Substanz

    • Danke für Ihren Kommentar.
      Sorry, dass Sie sich durch meine „dünne“ post arbeiten mussten (und das noch am 1. Mai!)
      „Man hat schließlich Krupp nicht mit Waffengewalt gezwungen Mordwerkzeuge herzustellen…“
      Interessant, wie durch Ideologie selbst einfache Syllogismen aus dem Fenster fliegen, nein?

      „Ich finde dass Sie interssante Ansätze verfolgen…“ Danke, darüber freue ich mich wie ein junger Hund.
      „…es mangelt leider an intellektueller Substanz“ Schön, dass Sie auch darunter leiden!
      Ich freue mich darauf, von Ihrem nächsten „substanziellen“ Artikel lernen zu können.
      MFG

  2. http://www.sueddeutsche.de/kultur/rolf-hochhuth-und-die-krupps-unfreundliches-ueber-zwangsarbeit-1.390271
    http://www.essener.org/krupp.htm
    Ein wirklich gelungenes Beispiel dafür, dass es nur mit staatlicher Kontrolle funktionieren kann, vorausgesetzt der Staat nimmt seine Funktion auch wahr.
    Da jedoch heute der Staat von der Finanzwirtschaft und Konzernen kontrolliert wird und nicht umgekehrt, wiederholt sich lediglich das, was schon damals passiert ist. Es ist also nur Wiederholung der Geschichte, eben weil es ohne Kontrollen einfach nicht geht. Gerne mehr jedoch nur an praktischen Beispielen, denn in der Theorie gebe ich ihnen Recht, jedoch gibt die praktische Umsetzung immer einen entgegengesetzten Ton an.

  3. Danke fuer Ihr Interesse und Ihren Kommentar.
    Die Artikel der Links bieten nur die gewohnte, routinemäßige „Deutsche Schuldabarbeitung“ 1. ist Hochhuth das Gegenteil einer geschichtlichen Autorität, 2. wurde Krupp zu dieser Zwangsbeschäftigung, wie alle anderen Kriegs-Industrien ebenfalls gezwungen. [Eine Entschädigung seitens der Firma ist ungerecht, da (a) die Gewinne nicht bei Krupp blieben und (b) der gesamte Konzern erstmal durch die Alliierten geplündert wurde.]
    „…vorausgesetzt der Staat nimmt seine Funktion auch wahr…“ Tut er das in Deutschland?
    „…weil es ohne Kontrollen einfach nicht geht…“
    Nur Anarchisten behaupten das Gegenteil.
    „…jedoch nur an praktischen Beispielen…“ Die habe ich angefürt in „SO MACHT KAPITALISMUS SPASS“ I. – III. Meine Meinung (in einer Nuss-Schale) ist die: Der heutige Staat ist (i) ein Produkt der Alliierten (ii) über seine Struktur und Funktionen gab es keine Volksabstimmung und (iii) ihm fehlt die Souveränität nationale Ziele zu formulieren und durchzusetzen.
    Grüße

  4. Gerhard Jeske:
    Die Freiheit des Individuums definiert sich aus dem Kompromiss zwischen ihm, dem Staat und den beruflichen Abhängigkeiten. Dabei hat der Kapitalist immer das erste Wort und die staatliche Macht an seiner Seite. Der Kompromiss ersetzt die Gnade der Feudalherrn, er ist genauso zu bewerten.
    .

  5. Wenn ich mich recht erinnere, hat Herr Krupp die Engländer ausspioniert und somit die Stahlerzeugung nach Deutschland gebracht. Sogar verbessert und konnte nahtlose Rohre produzieren. Perfekt für Wasserleitungen und Kanonenrohre. Vor allen Dingen war er studiert, gehörte von Anfang an zu Elite.

    Alexis de Tocqueville hat schon recht, der Mensch möchte ein gewisses Maß an Gleichheit, es liegt in der Natur. Sobald das Gefälle groß genug ist, egal ob im Kleinen oder Großen. Vor allen Dingen konzentriert sich der Reichtum meist immer mehr, das heisst es gibt auch genug die wenig haben und die übernehmen dann tatsächlich Eigenverantwortung und es gibt Mord und Totschlag.

    Die ganze Geschichte ist voll mit den Geschichten. Französische Revolution verbinde ich mit dem Satz „Lasst sie doch Kuchen essen“, Stalin und die reiche Zaren, Hitler mit dem Feindbild reiche Juden. Gut, es gibt auch Länder wo es halbwegs funktioniert, England ist eine Insel ohne Nachbarn, Amerika hat auch keine Nachbarn oder Schweiz, das ist quasi eine alpine Bergfestung.

    Aber ansonsten muss irgendwie ein Ausgleich gefunden werden….

    • „Aber ansonsten muss irgendwie ein Ausgleich gefunden werden….“ Mit Respekt; da sehe ich das (fast) gesamte Problem. Generell bemerkt ist ständiges staatliches „An- oder Ausgleichen“ hauptschuldig an dem heutigen gesellschaftlichen Chaos. So ausgedrückt: Anstatt für eine Gruppe Vorsprünge zu verordnen und einer anderen Hindernisse aufzuzwingen, stehe ich für gleiche Startbedingungen – das ist moralischer und gerechter als autoritäres Eingreifen. Kein anderer Mensch kann der Herr meiner Werte sein und meine Verantwortung übernehmen.
      Grüße

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